Person des Monats Februar

Johannes Fest - Politiker, Lehrer und Rektor in Karlshorst, verweigerte sich dem Nationalsozialismus, wohnte in Berlin-Karlshorst in der Hentigstraße 13

1889 - 1960

Am 6. Februar vor 130 Jahren wurde Johannes Fest in Ottorowo geboren, ein Ort an der Grenze der ehemaligen Provinz Preußen. Dort besaß sein Vater einen großen landwirtschaftlichen Betrieb. Nach dem Umzug nach Liebenau in der Neumark betrieb die Familie eine Getreidemühle.

Johannes war ein begabter Schüler. Er übersprang zwei Klassen und bei seinem Abschluss wurde ihm die mündliche Prüfung erlassen. Auf Drängen des Vaters wurde er Lehrer und legte 1910 die erste und 1914 die zweite Lehrerprüfung ab 1910 er trat bereits in den Schuldienst ein. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde Johannes Fest eingezogen. Gleich zu Beginn des Krieges erlitt er eine Verwundung. Nach seiner Genesung kehrte er in den Schuldienst zurück, zog nach Berlin und wurde 1916 Lehrer in Berlin-Neukölln. Von 1919 bis 1922 studierte er Philologie und Volkswirtschaft an der Berliner Universität.

Als überzeugter Katholik engagierte er sich politisch in der Deutschen Zentrumspartei und beteiligte sich an der Gründung mehrerer Berliner Ortsverbände. Bis 1933 gehörte er als Vorstandsmitglied der Deutschen Zentrumspartei Berlin an. Trotz der von ihm in der Weimarer Republik erblickten Unzulänglichkeiten, war Johannes Fest sein Leben lang ein überzeugter Republikaner. Im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ nahm er bis zu dessen Auflösung 1933 eine führende Position im Gauvorstand Berlin-Brandenburg ein. Durch seine zahlreichen Ämter hatte er auch gute Beziehungen zum Berliner Bistum, so zum Nuntius Kardinal Parcelli und zum Domprobst Bernhard Lichtenberg, der früher als Kuratus in Karlshorst gelebt hatte. Beide verband eine freundschaftliche Beziehung. Zu seinem Freundeskreis zählte nach 1933 auch der Karlshorster Pfarrer Johannes Wittenbrink.

In Karlshorst lebte Johannes Fest ab 1921. Er bewohnte die zweite Etage des von ihm erworbenen Mietshauses in der Hentigstraße Nr. 13.

Mit Elisabeth Straeter hatte er in Berlin eine anziehende junge Frau kennengelernt. Sie arbeitete als Assistentin im renommierten Berliner Bankhaus Bleichröder. 1923 heirateten sie. Fünf Kinder - drei Jungen und zwei Mädchen - gingen aus dieser Ehe hervor. Sein Sohn Joachim machte als Historiker der Bundesrepublik auf sich aufmerksam. 1929 wurde Johannes Fest zum Rektor der 20. Katholischen Schule in Berlin-Lichtenberg berufen. Von 1925 bis 1933 war er auch Bezirksverordneter dieses Verwaltungsbezirks.

Die Herrschaft der Nationalsozialisten hatte für Johannes Fest gravierende Folgen. Am 20. April 1933 wurde er ins Lichtenberger Rathaus bestellt, wo ihm mitteilt wurde, dass er mit sofortiger Wirkung beurlaubt sei. Als Gründe dafür waren seine Zugehörigkeit zur Zentrumspartei sowie zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Außerdem warf man ihm vor, „öffentlich herabwürdigende Reden gegen den Führer“ und weitere hohe Angehörigen der NSDAP geführt zu haben. Innerhalb von zwei Tage sollte er die Leitung der 20. Schule an einen Nachfolger übergeben. Im Oktober 1933 erhielt er seine endgültige Entlassung. Diese war mit einem Berufsverbot als Lehrer verbunden, die so weit ging, dass er nicht einmal privat Nachhilfeunterricht geben durfte. Das Angebot, Mitglied der NSDAP zu werden, um damit alle gegen ihn erhobenen Repressionen rückgängig zu machen, lehnte er rigoros ab. „Auch wenn alle es tun – Ich nicht!“. Nach dieser Maxime lebte er fortan und ließ sich auch nicht von seiner Frau davon abbringen, die ihn im Interesse der Familie darum bat, doch wenigstens „pro forma“ in die Partei einzutreten. 1944 erhielt Johannes Fest trotz seines Alters seine Einberufung zur Wehrmacht. An der Ostfront geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte im Herbst 1945 nach Berlin zurück. Sein Haus in der Hentigstraße war inzwischen von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden, die Familie lebte in einer kleinen Wohnung in Neukölln. Er schloss sich dort der CDU an. 1948 bis 1950 und 1958 bis 1960 war er Bezirksverordneter in Berlin-Neukölln, 1950 bis 1958 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Beruflich kehrte er in den Schuldienst zurück und wurde 1945 Bezirksschulrat von Berlin-Tempelhof. Dieses Amt übte er bis 1954 aus. In der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit war er ab 1949 aktives Mitglied.

Das Bezirksamt und die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln schlugen ihn als „überzeugten Demokraten“ zum Stadtältesten von Berlin vor. Diese Würde wurde ihm 1960 verliehen. Johannes Fest starb am 15. September 1960 in Berlin.

Am 5. Februar 2014 erhielt in Berlin-Karlshorst der Platz vor dem Theater den Namen „Johannes Fest Platz“.

Bildquelle: aus dem Buch: "Ich nicht!" von roror

 

 

 

 

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