750 Jahre Friedrichsfelde – Vom mittelalterlichen Dorf zum Großstadtviertel

Von seiner Gründung und bis 1699 trug der Ort einen anderen, schönen Namen: Rosenfelde. Beim rozzen oder rösten wurde Flachs in einem Weiher gewässert, um Leinen aufzubereiten. Die Nennung eines Pfarrers aus Rosenfelde am 2. April 1265 gilt als erster schriftlicher Hinweis auf das Dorf. Wie die meisten umliegenden heutigen Ortsteile Berlins ist auch Rosenfelde als agrarisches Hinterland gemeinsam mit der Doppelstadt Cölln-Berlin etwa um 1200 gegründet worden.

Im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 werden 107 Hufen Fläche, als Eigentümer der Berliner Bürger Bernhard Ryke angegeben. Dieses altmärkische Geschlecht, das in Berlin und Cölln auch Ratsherren und Bürgermeister stellte, hielt das Dorf etwa drei Jahrhunderte in seinem Besitz. Nur Teile des alten Ortskerns, wie Anger, Kirche und ländliche anmutende Häuser an der Alfred-Kowalke-Straße weisen noch heute auf die alte Dorfstruktur hin. Weil sie zu klein wurde, ist die mittelalterliche Kirche 1890 abgerissen worden, nachdem unmittelbar neben ihr eine größere im neoromanischen Stil errichtet worden war.

Mit dem Anlegen eines großen Parks im holländischen Stil und der Erbauung eines Lustschlosses 1684/85 durch Benjamin Raulé, dem Gründer der kurbrandenburgischen Flotte, begann auch für den Ort eine neue Zeit. Doch bald fiel Raulé in Ungnade. Schloss und Park gingen in den Besitz Friedrich III. über, der Ort erhielt 1699den Namen Friedrichsfelde. Von nun wechselten die Besitzern. Zu ihnen gehörte auch Prinz August Ferdinand von Preußen. Sein Sohn Louis Ferdinand wurde 1772 auf Schloss Friedrichsfelde geboren. Während der napoleonischen Besatzung schlug 1806 der General Louis-Nicolas Davout zeitweilig sein Hauptquartier im Schloss auf. Zehntausende französische Soldaten lagerten in der Umgebung und mussten versorgt werden.

1816 gelangten Park und Schloss in den Besitz der Familie Treskow, deren Mitglieder sich als Vertreter des aufgeklärten Adels auch für das Gemeinwohl der Dorfbewohner einsetzten. Carl von Treskow errichtete nach den Ideen des Landwirtschaftsreformers Albrecht Daniel Thaer eine Musterlandwirtschaft, ließ den Park durch Peter Joseph Lenné umgestalten, sowie eine Landschule für bedürftige Kinder neben dem Schloss errichten.

Seine ländliche Abgeschiedenheit verlor Friedrichsfelde um 1900, als der Ort an das Straßenbahnnetz angeschlossen wurde, 1906/07 erfolgte der Anschluss an die Industriebahn zum Tegler Hafen. 1903 wurde ein Magerviehhof an der Wriezener Bahn eingerichtet, ein Großhandelszentrum für Vieh, das zur Mast bestimmt war. In den Zwanzigerjahren fanden hier bedeutende Viehmessen statt.

1930 erhielt Friedrichsfelde einen U-Bahn- Anschluss. Während des Zweiten Weltkriegs waren etwa 25.000 Zwangsarbeiter in der Wuhlheide interniert, 3000 von ihnen kamen ums Leben.

Nach 1945 war Friedrichsfelde zeitweilig Sitz der Kommandantur der Roten Armee. Im Schloss wurden tausende Kunstwerke vor ihrem Abtransport in die Sowjetunion zwischengelagert und katalogisiert. Neues Leben erhielt der Park mit der Einrichtung des Berliner Tierparks 1955, das vom Abriss bedrohte Schloss wurde 1970 saniert, ein neues Wohngebiet entstand.

Jüngere politische Geschichte schrieb der seit 1983 in der Gemeinde Alt-Friedrichsfelde arbeitende Friedenskreis. Trotz unmittelbarer Nähe zum Sitz der Bezirksverwaltung des MfS gehörte er zu den aktivsten Ostberliner Widerstandsgruppen gegen die SED-Herrschaft.

Teile von Lichtenbergs Bezirksverwaltung und die Hochschule für Wirtschaft und Recht haben hier heute ihren Sitz.

Dirk Moldt

 

Publikation zum Thema

Friedrichsfelde - Der Ort. Das Schloss. Die Geschichte.
Klaus-Dieter Stefan (Herausgeber)

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