Mittwoch 17. Mai 2017, 11 Uhr
Mit einer Erinnerungsstele vor der Erlöserkirche in der Rummlsburger Nöldnerstraße 43 wird zukünftig an den historischen Ort des Widerstandes gegen die SED-Herrschaft erinnert.
Die feierliche Übergabe ist am 17. Mai 2017 um 11 Uhr an der Erlöserkircher Rummelsburg, Nöldnerstraße 43, 10317 Berlin.
Der Initiator der Stele, Manfred Becker (SPD) und die heute in der evangelischen Gemeinde wirkende Pfarrerin Saphna Joshi werden zu den Gästen sprechen. Bezirksmeister Michael Grunst wird ebenfalls anwesend sein. Musikalisch begleitet Karola Elßner (Saxophon) die Veranstaltung.
Die von der Designerin Helga Lieser entworfene Stele wurde in der vom Kulturausschuss eingesetzten Gedenktafelkommission erarbeitet und von der BVV Lichtenberg beschlossen. Finanziert ist die zwei Meter hohe Stahlstele mit dem vom Bezirksamt jährlich bereit gestellten Mitteln des Lichtenberger Fonds für Erinnerungskultur.
Die Erlöserkirche ist nicht nur ein Ort Lichtenberger Geschichte. In zahlreichen kirchlichen Veranstaltungen regimekritischen Inhalts wurden DDR-weit beachtete Friedendwerkstätten von der Gemeinde durchgeführt und unterstützt. Der Kirchentag 1987 führte Kritiker des DDR-Sozialismus aus allen Teilen des Landes zusammen. Umweltgruppen machten die von den Offiziellen geleugnete Zerstörung der Natur zum Thema, Frauengruppen kritisierten
die zunehmende Militarisierung der Schulen und formulierten ihre Ansprüche auf Gleichberechtigung, Menschenrechtsgruppen forderten die Beachtung der Menschen- und Bürgerrechte, zu denen sich die DDR öffentlich bekannt hatte. Auch die von Pfarrer Reiner Eppelmann erfolgreich initiierten Bluesmessen fanden in der Erlöserkirche einen zweiten Veranstaltungsort, als die Samariterkirche die vielen Besucher nicht mehr aufnehmen konnte. Unangepasste Jugendliche erhielten die Möglichkeit, sich im extra eingerichteten „Pro-Fi-Keller“ (benannte nach dem ehemaligen Pfarrer Professor Fischer) auf Punk-Konzerte vorbereiten, die als Openair – Veranstaltungen und in der Kirche zum Beispiel mit dem Titel „Wartburgs für Walter“ „zelebriert“ wurden. All diese Veranstaltungen observierte das MfS aus Wohnungen in unmittelbarer Nähe.
In der Zeit des friedlichen Umbruchs im Herbst 1989 stellte die Gemeinde ihre Kirche unter anderem den neu entstandenen politischen Gruppierungen, so dem Neue Forum zur Verfügung, die von hier aus ihre Ziele und Aktionen verbreiten konnten.
Am 28. Oktober 1989 traten 70 Künstler und Wissenschaftler an die Öffentlichkeit, um unter dem Motto „Wider den Schlaf der Vernunft“ gegen das gewaltsamen Eingreifen der Sicherheitskräfte während der Demonstrationen Anfang Oktober 1989 zu protestieren und ihre Solidarität mit den auch in Rummelsburg „zugeführten“ Demonstranten zu bekunden. Zu denen, die das Wort ergriffen, gehörten unter anderem Christa Wolf, Stefan Heym und Heiner Müller.
Damit hat die Erlöserkirche einen erheblichen Anteil an der Herausbildung einer revolutionären Situation in der DDR, die zum Sturz der SED-Herrschaft und dem demokratischen Wandel der Gesellschaft führte.
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