Objekt des Monats Dezember
Das 1950 gegründete Deutsche Zentralinstitut für Lehrmittel (DLZ), produzierte gemeinsam mit dem Verlag Volk und Welt Karten für den Schulgebrauch. Die Karte „Vor dem Fabriktor“ aus dem Jahr 1957 war dazu gedacht, den Kindern ein anschauliches Bild von der Lebenswelt der Werktätigen zu vermitteln und gibt die idealtypische Ansicht einer Toreinfahrt in einen sozialistischen Betrieb wieder. Arbeit war ein wichtiges Thema in der DDR, durch sie sollten sich die vom Arbeitskollektiv geformten Menschen definieren. Dementsprechend zeigt das im realistischen Stil gemalte Bild Alltagssituationen vor dem Tor, wie einen Schichtwechsel, eine Kontrolle an der Pförtnerloge und Verkehrsregulierung durch einen Fabrikarbeiter. Viele kleine Szenen waren dazu gedacht, entdeckt zu werden – auf Kosten einer exakten perspektivischen Darstellung. Der Rote Stern auf dem Dach eines der Gebäude weist auf die Produktionsverhältnisse, die gekreuzten Hämmer im Emblem auf dem Dach des Pförtnerhauses bedeuten, dass es sich um einen Bergbaubetrieb handelt. Als Sinnbild für eine gute Wirtschaftsentwicklung steht der rauchende Schornstein und die Betriebspoliklinik weist auf die sozialpolitischen Maßnahmen des, wie sich die DDR nannte, Arbeiter- und Bauernstaats.
Als Künstler wird Rudolf Grunemann (1906-1981) aus Frankfurt /Oder angegeben, der sich mit architekturbezogener Kunst in der östlichen DDR-Region einen Namen gemacht hat. Signiert ist das Bild hingegen mit H. Grunemann.
Die Karte stammt aus der ehemaligen Lernbehindertenschule Nöldnerstraße 44 und gelangte 1992 in den Besitz des Museums.