Objekt des Monats November
Geschichtsschreibung gehörte in der DDR bis zur Friedlichen Revolution 1989 zum Instrumentarium von Propaganda und Tagespolitik. 1968 brachte das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED zum 50. Jahrestag der Novemberrevolution eine aufwändig gestaltete „Illustrierte Geschichte der Novemberrevolution in Deutschland“ heraus. Die regierende SED verwob ihre eigene Geschichte vielfach in die revolutionären Ereignisse und legitimierte ihre Herrschaft unter anderem damit, die Arbeiterklasse zum Sieg und damit auch diese 1918er Revolution vollendet zu haben. Entsprechend wurde im Buch die Teilnahme des Partei- und Staatsvorsitzenden Walter Ulbricht an den Ereignissen ausgiebig gewürdigt. Sieben Nachweise finden sich im Personenregister unter seinem Namen, drei davon bezogen sich auf zeitgenössische SED-Politik. Zehn Jahre später erschien das Buch in einer überarbeiteten und um etwa 50 Seiten erweiterten Auflage im selben Format. Nachdem 1971 Walter Ulbricht von Erich Honecker an der Partei- und Staatsführung abgelöst worden war, wurde auch der Anteil Walter Ulbrichts am Verlauf der Revolution als nicht mehr als so bedeutend angesehen. Nur noch zwei Nachweise finden sich im Personenregister, dagegen drei für
Erich Honecker mit drei zeitgenössischen Abbildungen. Im ersten Band war Honeckers Name noch nicht
aufgetaucht.
Das Archiv des Museums Lichtenberg verfügt über eine ganze Reihe an DDR-Literaturerzeugnissen über die Novemberrevolution, mit deren Hilfe die politisch extrem einseitigen Ausformungen der DDR-Geschichtspolitik studiert werden können.
Foto: Museum Lichtenberg