Heinrich Ferdinand Eckert

Landtechnik-Pionier, Gründungsvater des industriellen Pflugbaus,
Namensgeber der H. F. Eckert-Werke in Berlin-Lichtenberg

Geboren am 3. Februar 1819 in Schwiebus/Neumark
Gestorben am 9. Dezember 1875 in Berlin

Heinrich Ferdinand Eckert wurde am 3. Februar 1819 in Schwiebus/Neumark (heute Swiebodzin in Polen) geboren. Er war das achte Kind des Tuchmachers Christoph Gotthold Eckert und seiner Frau Johanna Christina geb. Hertzberg. Die Familie siedelte 1827 in das polnische Konstatinowo über, wo der Vater in der dortigen Weberei eine Anstellung fand. In dem Ort besuchte Heinrich Ferdinand auch die Volksschule und begann eine Weberlehre, die er jedoch abbrach. Er ging nach Lodz, um Lehrling bei einem Schlossermeister Stenzel zu werden. Politische Unruhen, aber auch ein schlechtes Verhältnis zum Lehrmeister bewogen Eckert dazu Lodz wieder zu verlassen. Er kehrte in seine Geburtsstadt Schwiebus zurück, wo er beim Schlossermeister Wilke, seinem Onkel, die Lehre erfolgreich beenden konnte. Am 21. Februar 1838 erhielt er seinen Gesellenbrief und ging anschließend, nach guter alter Handwerkersitte, auf Wanderschaft.

Sein Weg führte ihn schließlich im April 1840 nach Berlin, das sich immer mehr zu einer Industriemetropole entwickelte. Als guter Schlosser fand er schnell Arbeit und bildete sich in der Freizeit im Selbststudium weiter. In diese Zeit fiel auch seine Hochzeit mit Emilie Bayer, die er durch einen Freund kennengelernt hatte.

Am 28. Oktober 1846, Eckert war 27 Jahre alt, erwarb er in Berlin das Bürgerrecht, es kostete ihn 25 Taler. Das war aber die Voraussetzung dafür, dass ihm der Meistertitel zuerkannt wurde und er sich selbstständig machen konnte. Im Kellergeschoss in der Elisabethstraße 41 eröffnete er seine erste eigene Werkstatt, die er im Oktober 1847 in die Landsberger Straße 55 verlegte. Ortsansässige Landwirte waren seine ersten Kunden, die Eckert sehr schnell von der guten Qualität seiner Arbeit und seiner Produkte überzeugen konnte.

Entscheidend für seine weitere Entwicklung aber war die Bekanntschaft mit dem Ritterguts- und Brennereibesitzer Pistorius aus Weißensee, für dessen Brennerei Eckert verschiedene Aufträge ausführte. Pistorius hatte für sein Gut aus England und Amerika Pflüge gekauft, die für die hiesigen Verhältnisse angepasst werden mussten. Diesen Auftrag übertrug er Eckert, der sich mit Feuereifer an die Arbeit machte. Das Ergebnis war ein extra für Pistorius modifizierter Schwingpflug, der dessen Ansprüchen genügte.

Eckert erkannte darin für sich ein neues Betätigungsfeld. Im Jahr 1848 entwickelte er aus bekannten Modellen einen Pflugtyp, der sich besonders für die sandigen Böden der mecklenburgischen und brandenburgischen Güter eignete. Einen nächsten Schritt ging er 1849 mit dem Bau einer Fabrik für Pflüge, Sä- und Mähmaschinen in der Kleinen Frankfurter Straße. Hier entstand eine der ersten fabrikmäßigen Pflugfabrikationen in Deutschland. Eckert hatte die Vorteile von Spezialisierung und Massenproduktion erkannt. Besonders der im Jahr 1850 konstruierte Eckert´sche Ruchadlo-Pflug für leichte Sandböden war für den Erfolg ausschlaggebend. 20 weitere Pflugtypen wurden bei Eckert entwickelt und mit Erfolg verkauft. Er wurde zu einem ernsthaften Konkurrenten für englische Pflugfabrikate.

Eckert spezialisierte sich nicht nur auf die Entwicklung und Produktion von Pflügen. Ab 1850 wurden in seiner Fabrik weitere Maschinen für die Bodenbearbeitung und Futtermittelbereitung hergestellt. Drei Jahre später gehörten auch Dresch-, Sä- und Kornreinigungsmaschinen zum Produktionssortiment. Da die Nachfrage nach Geräten und Maschinen für die landwirtschaftliche Produktion auch in den Folgejahren nicht abriss, wurde bald eine erneute Erweiterung der Eckertschen Fabrik notwendig.

1856 erfolgte die Grundsteinlegung der „Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen und Eisengießerei von H. F. Eckert“ in Berlin, Kleine Frankfurter Straße. 1857 nahm sie die Produktion auf, der Bau einer eigenen Gießerei erfolgte ein Jahr später. Für Eckert schien es keinen Stillstand zu geben, er suchte sich immer neue Betätigungsfelder. So ab 1860 die Konstruktion von Wagen und Fuhrwerken für zivile und militärische Nutzung. Neben dem Militär belieferte Eckert auch die Oberpostdirektion mit Postwagen und die Stadtverwaltung mit Straßenreinigungsfahrzeugen.

Ab 1861 begann man in der Fabrik mit der Herstellung von Dampfmaschinen, Dampfkesseln und Anlagen für die Spritbrennerei und Mühlen. Dem folgten 1863 Drill- und Hackmaschinen und im Folgejahr Grasmähmaschinen. Die Größe der Fabrik ermöglichte inzwischen auch die Herstellung von größeren Eisen- und Stahlkonstruktionen, so für den Bau des Görlitzer Bahnhofs in Berlin.

Heinrich Ferdinand Eckert unternahm auch viele Auslandsreisen, um sich technisch und ökonomisch auf dem Laufenden zu halten und um sich nach neuen Absatzmärken umzusehen. Dazu gehörte der Besuch der Weltausstellung in London 1851. Zwei Mal, 1859 und 1861, reiste er nach Rußland. Hier sah er in den riesigen Agrarflächen gute Absatzmöglichkeiten für seine Produkte. Daneben gehörte Südafrika zu seinem wichtigsten Exportpartner.

Durch den Ankauf von Nachbargrundstücken wurde die Fabrik in der Kleinen Frankfurter Straße noch einmal erheblich erweitert. Neben der Vergrößerung der Gießerei entstand 1870 eine eigene Rad- und Wagenfabrik. Bald konnten die eingehenden Aufträge nur noch durch die Einführung von Nachtschichten abgewickelt werden. Das Eckertsche Unternehmen beschäftigte inzwischen mehr als 1.000 Menschen.

In den zwanzig Jahren zwischen 1850 und 1870 war aus dem Schlossermeister Eckert ein erfolgreicher Unternehmer mit einer gut laufenden Fabrik geworden. Eines war aber auch klar, eine erneute Erweiterung der Produktionsanlagen würde erhebliche finanzielle Mittel erfordern. Die geplante Gründung einer Genossenschaft mit beschränkter Haftung kam nicht zustande. Darum entschloss sich Eckert im Jahr 1871 sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Das Ergebnis war die Entstehung der „Actiengesellschaft für den Bau landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte und für Wagenfabrikation H. F. Eckert“. Bis zum 1. April 1873 blieb er deren Generaldirektor. Mitglied des Aufsichtsrates blieb er bis zu seinem Ableben im Jahr 1875.

Nach dem Ausscheiden aus dem Vorstand der Aktiengesellschaft suchte sich Eckert ein ganz neues Betätigungsfeld. Ihn beschäftigte die Bebauung des Ostteils von Berliner. Dafür erwarb er Grundstücke und beschäftigte Architekten, die nach seinen Ideen an Entwürfen für Wohnungen, Gebäuden und Landhauskolonien arbeiteten. Die ersten beiden so entstandenen Häuser wurden in der Rigaer Straße 71 bis 73a errichtet.

Heinrich Ferdinand Eckert starb am 9. Dezember 1875 in seinem Haus neben der damaligen Fabrik am Eckartsberg. Die letzte Ruhestätte fand er auf dem Alten Georgen-Friedhof zu Berlin. Seine Ehefrau Emilie war bereits im Jahr 1864 verstorben. Von seinen dreizehn Kindern erreichten nur fünf das Erwachsenenalter. Keines von ihnen ist allerdings mit der Fabrik in Verbindung geblieben.

Sein Unternehmen wurde von den Verwaltern ganz in seinem Sinne erfolgreich weitergeführt. Die weiterhin anhaltende Konjunktur im Landmaschinenbau ermöglichte einen Werkneubau in Berlin-Friedrichsberg, Frankfurter Chaussee 162-165 (später Berlin-Lichtenberg, Frankfurter Allee 136-141). Dieses Werk nahm 1895 mit mehr als 1.000 Beschäftigten den Betrieb auf (das alte Werk wurde verkauft). Bekannt geworden ist es unter dem Namen „Actien-Gesellschaft H. F. Eckert Berlin-Lichtenberg“. Der Einfachheit halber wurden diese Produktionsstätten, wie bereits die alte Fabrik, die „Eckert-Werke“ genannt.

Foto: Katalog von 1926

Quellen:
Erhard Bergt, „Ein Gründungsvater des industriellen Pflugbaus. Die Landmaschinenfabrik H.F. Eckert in Berlin“
In „Der Goldene Pflug“ Nr. 37, 2015, S. 4-9

Fabrikstadt Lichtenberg
Bergauf – Bergab im Berliner Osten
Lichtenberger Beiträge Heft 3, 1997

Fischer, Gustav, "Eckert, Heinrich Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 291 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd135744733.html

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