Chemiker, Erfinder des Perlons, leitete von 1926 bis 1945 die Forschungsabteilung der Aceta GmbH in Rummelsburg (AuĂźenstelle von Agfa Wolfen)
Geboren am 22. Dezember 1897 in Stuttgart
Gestorben am 19. August 1987 in Leinfelden-Echterdingen
Geboren wurde Paul Schlack am 22. Dezember 1897 in Stuttgart. Hier machte er sein Abitur und begann im Jahr 1915 ein Studium der Chemie an der Technischen Hochschule seiner Geburtsstadt. Doch kurz nach Beginn seines Studiums wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, den er bis Kriegsende 1918 abzuleisten hatte. So konnte er erst 1921 das Chemiestudium mit einem Diplomexamen abschlieĂźen.
Es folgten 13 Monate Arbeit in einem Kopenhagener Privatlabor. Nach Stuttgart zurĂĽckgekehrt wurde Schlack fĂĽr zwei Jahre Privatassistent bei William KĂĽster, einem seiner frĂĽheren Lehrer an der Technischen Hochschule. 1924 promovierte Paul Schlack in Stuttgart.
In dieser Zeit der Wirtschaftskrise in Deutschland, die gekennzeichnet war von Massenentlassungen und Inflation, war Paul Schlack froh, eine Anstellung als Laborant im neu gegrĂĽndeten Agfa-Werk in Wolfen zu finden, in den Acetatkunstseide produziert wurde. Eigentlich lagen seine Interessen eher bei der Fotochemie, doch er kam in die Faserforschung, ein Gebiet in das er sich neu einarbeiten musste.
Doch offensichtlich leistete er gute Arbeit, denn 1926 wurde Schlack Leiter der Forschungsabteilung bei der Aceta-GmbH in Berlin-Lichtenberg, einer Außenstelle des Wolfener Werkes und ein Gemeinschaftsunternehmen der IG Farben AG und der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG. Die chemische Modifikation von Acetatseide, vor allem Methoden zur Färbung von Zellulosefasern, waren eines seiner wichtigsten Arbeitsgebiete. Eher nebenher, in seiner Freizeit, beschäftigte ihn auch das Problem Fasern aus synthetischen Makromolekülen herzustellen.
Im Jahr 1937 ließ der Chemiekonzern Du Pont aus den USA das Polyamid „Nylon“ patentieren. Daraufhin intensivierte Schlack seine Untersuchungen auf diesem Gebiet. Im Januar 1938 gelang dann der Durchbruch. Durch die Polymerisation von Caprolactam konnte eine neue Kunstfaser gewonnen werden, die später den Namen „Perlon“ erhielt. Da ein ganz anderer Ausgangsstoff als von der Firma Du Pont verwendet wurde, war dieses Verfahren auch patentrechtlich unangreifbar. Zudem war es auch ökonomischer als die Herstellung von „Nylon“.
Für „Perlon“ gab es recht schnell die verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten. Bereits nach einem halben Jahr wurden probehalber die ersten Damenstrümpfe getestet. Ein Jahr später wurde in Lichtenberg die erste „Perlon“-Versuchsfabrik eröffnet, in der Borsten für Zahn- und Haarbürsten aus dieser Kunstfaser hergestellt und erfolgreich auf den Markt gebracht wurden.
Sehr schnell entdeckte auch das Militär die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von „Perlon“. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde es darum auch gleich als kriegswichtiges Produkt eingestuft. Hier in Lichtenberg wurden während des Krieges hauptsächlich Perlonborsten hergestellt, die sich als äußerst haltbar erwiesen hatten. Eingesetzt wurden sie u.a. für die Reinigung von Geschützen, in erster Linie aber als Gewebeeinlagen für die Flugzeug- und Autoreifenfertigung.
Paul Schlack, der als unabkömmlich galt und darum nicht eingezogen wurde, blieb bis zum Frühjahr 1945 Leiter des Forschungslabors in Berlin-Lichtenberg. Hier war es seine Aufgabe die Kriegsproduktion von „Perlon“ wissenschaftlich zu begleiten. Ebenfalls in Frühjahr 1945 erfolgte seine Promotion an der Universität von Jena mit einer Dissertation über Polyamide („Perlon“).
Kurz darauf wurde das Labor mit allem „Know how“ in ein Zweigwerk der IG Farben nach Bobingen, unweit von Augsburg, verlegt. Paul Schlack ging kurz vor Kriegsende ebenfalls dorthin.
Ab März 1946 baute er hier als Fabrikleiter eine neue Produktion für „Perlon“-Fasern auf, diesmal für die Friedensproduktion.
Nach der Zerschlagung des IG Farben-Konzerns durch die Alliierten erwarb die Frankfurter Hoechst AG das Werk in Boblingen. Paul Schlack blieb in verantwortlicher Position dort tätig. Zwischen 1955 und 1961 leitete er dann die Abteilung Faserforschung der Hoechst AG in Frankfurt a.M. Obwohl das „Perlon“ eine große Rolle in seinem Leben spielte, war er nicht allein nur damit beschäftigt. Makromolekulare Produkte wie Polyester und Polyvinyle gehörten ebenso zu den Dingen, an denen er arbeitete. Mehr als 300 Patente meldete er im Laufe seines Lebens an. Zudem kümmerte er sich auch um den Nachwuchs. Im Jahr 1961 wurde Paul Schlack Honorarprofessor für Textilchemie an der Technischen Hochschule Stuttgart. An der Universität, an der seine Karriere begann, hielt er Vorlesungen über Chemie und Technologie der Chemiefasern.
Nach seiner Emeritierung im Jahr 1968 setzte er sich in Leinfelden-Echterdingen zur Ruhe. Dort starb er am 19. August 1987.
Foto: C SDTB/historisches Archiv
Quellen:
Fabrikstadt Lichtenberg
Bergauf – Bergab im Berliner Osten
Lichtenberger Beiträge Heft 3, 1997
„Paul Schlack – Eine Faser macht noch kein Wirtschaftwunder“
Biografie auf plastiker.de
Kipnis, Alexander, „Schlack, Paul Theodor“ in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 18-19 [Onlinefassung];
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