Georg Knorr

Ingenieur, Erfinder, Gründer der Knorr-Bremse

Geboren am 13. November 1859 in Ruda, Kreis Neumark/Westpreußen, Gestorben am 15. April 1911 in Davos

Geboren wurde Georg Knorr am 13. November 1859 in Ruda, Kreis Neumark in Westpreußen. Sein Vater Theodor Knorr war dort Rittergutsbesitzer. In Neumark, der Kreisstadt des Landkreises, besuchte er das Gymnasium. Das anschließende Studium des Maschinenbaus absolvierte er am Technikum Einbeck und am Polytechnikum in Braunschweig. Seine erste Anstellung fand er schließlich bei der Eisenbahnverwaltung in Krefeld.

Dort traf er mit dem amerikanischen Ingenieur Jesse Fairfield Carpenter zusammen. Der hatte ein Zweikammer-Druckluftbremssystem erfunden und bemühte sich zwischen 1879 und 1882, dieses bei der Preußischen Staatseisenbahn einzuführen. Die Konkurrenz auf diesem Gebiet war sehr groß. 1865 gab es bereits 600 Erfindungen für Eisenbahnbremsen. Vor allem ein zweiter Amerikaner ist zu erwähnen, Georg Westinghouse, der mit seiner Einkammerbremse ebenfalls versuchte auf den Markt zu kommen. In Preußen setzte sich Carpenter durch. Er erhielt von der Staatsbahn einen Zehnjahresvertrag zur Lieferung seiner Bremsen. Mit diesem Vertrag in der Tasche gründete Carpenter 1883 in Berlin eine Firma, die seine Bremsen herstellen sollte. (1889 wurden Büro und Fabrik in der Cöpenicker Str. 3 und 195 vereinigt).

1884 holte Carpenter den damals 25jährigen Georg Knorr in seine Firma. Dieser unterstützte ihn dabei die Zweikammer-Bremse nicht nur im Inland, sondern auch in Rußland, Norwegen, Österreich, Ungarn und Spanien einzuführen. Darüber hinaus arbeiteten sie ständig an der Verbesserung und Erweiterung ihrer Produkte. Im Jahr 1890 nahm Carpenter den langjährigen Mitarbeiter Schulze in die Firma auf, die nun als „OHG Carpenter & Schulze“ ins Handelsregister eingetragen wurde. Georg Knorr, inzwischen Oberingenieur, arbeitete in dieser Zeit gleichzeitig an Ein- und Zweikammer-Bremssystemen.

Der Liefervertrag mit der Preußischen Bahn wurde nach zehn Jahren nicht weiter verlängert. Im Laufe dieser Jahre hatten sich einige Nachteile der Carpenter-Bremse gezeigt: zu hoher Luftverbrauch, lange Reaktionszeiten beim Bremsen und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit der Westinghouse-Einkammer-Bremse. Dies war aber notwendig, wenn Züge vom preußischen Netz in süddeutsche oder ausländische Bahnen übergingen.

Nachdem der Gesellschafter Schulze aus der Firma ausgeschieden war, erwarb Georg Knorr den Betrieb am 1. Juli 1893. Zunächst lief er unter dem Namen „Carpenter & Schulze weiter. 1898 verlegte Knorr seine Fabrikation in ein kleineres Werk nach Britz. Das ständige Bemühen, seine Erfindungen und Erzeugnisse weiter zu verbessern war schließlich von Erfolg gekrönt. Er entwickelte eine neue Einkammer-Bremse, die im Gegensatz zu den Produkten seinen Konkurrenten sowohl einen kürzeren Bremsweg, als auch ein stoßfreies Anhalten ermöglichte. Die Preußische Bahn, zu der Knorr gute Beziehungen hatte, ließ seine neue Bremse im Jahr 1900 zu. Weitere Interessenten folgten.

1905 wurde die neue Schnellbremse allgemein bei den deutschen Bahnen eingeführt. Georg Knorr musste an eine generelle Erweiterung seines Unternehmens denken. Unter der Beteiligung der Firmen Ludwig Löwe und Richard Gradewitz entstand noch im Jahr 1905 die Knorr-Bremse GmbH. Die neue Fabrik in Rummelsburg, in der Neuen Bahnhofsstraße 11-14, nahm 1906 ihre Produktion auf.

Bis 1907 hatte Georg Knorr als Direktor mit zwei Prokuristen die Geschäfte allein geführt. In diesem Jahr kam der Industriekaufmann Johannes Philipp Vielmetter als teilhabender kaufmännischer Direktor in die Knorr GmbH. Man kann sagen, mit ihm begann der Aufstieg zu einem der bekanntesten Berliner Unternehmen. Gemeinsam mit zwei weiteren Ingenieuren, Kunze und Hildebrand, arbeitete Knorr an neuen Lösungen für Bremssysteme, die den neuen Erfordernissen der Zeit entsprachen. Das Ergebnis waren die nach ihnen benannten „Kunze-Knorr-Bremsen“ und die „Hildebrand-Knorr-Bremse“.

1911, nach der Verschmelzung mit einer zweiten Berliner Bremsenfirma, der „Continentalen Bremsen GmbH für Straßenbahnen“, wurde die Knorr-Bremse in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Die weitere Entwicklung des Unternehmens erlebte Georg Knorr nicht mehr. 1910 legte er aus gesundheitlichen Gründen die Firmenleitung nieder, nur noch im Aufsichtsrat war er vertreten.

Georg Knorr starb am 15. April 1911 in Davos an Lungentuberkulose. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde Zur frohen Botschaft in Berlin-Karlshorst (heute Robert-Siewert-Straße).

 

Obwohl Bremssysteme für Züge das Hauptbetätigungsfeld von Georg Knorr waren, hat er nicht nur Erfindungen auf diesem Gebiet gemacht.

So entwickelte er 1903 den Sandstreuer für Schienenfahrzeuge entscheidend weiter. Er gehörte auch zum Produktionsprogramm der Knorr-Bremse. Noch zu seinen Lebzeiten wurden 3.000 Stück davon produziert und ausgeliefert.

Eine weitere Innovation war die Weiterentwicklung einer Einfach Druckluftpumpe, die auf Carpenter und Westinghouse zurückgeht. 1887 verbesserte er die Steuerung der Luftpumpe und 1907 gelang es ihm den Dampfverbrauch um 40% zu senken.

Im Laufe seines Lebens ist Georg Knorr vielfach geehrt worden. U.a. war er Ehrensenator der Technischen Hochschule Braunschweig und Inhaber des preußischen Roten Adlerordens 4. Klasse. Zahlreiche Einrichtungen und Straßen sind heute nach ihm benannt.

Foto: Georg Knorr am Prüfstand, 1908, © Knorr-Bremse AG

Quellen:

Fabrikstadt Lichtenberg, Bergauf – Bergab im Berliner Osten
Lichtenberger Beiträge Heft 3, 1997

Born, Erhard: Knorr, Georg, in: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 220f [Onlinefassung]

Von Seherr-Thoss, Hans Christoph: Georg Knorr, in: Berlinische Lebensbilder. - 6. Techniker / hrsg. von Wilhelm Treue und Wolfgang König.- (Berlinische Lebensbilder, Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin; 6). - 1990

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