Georg Klingenberg

(1870–1925)

Ingenieur und Kraftwerksbauer,
das Großkraftwerk in Rummelsburg ist nach ihm benannt

Geboren wurde Georg Klingenberg am 28. November 1870 in Hamburg. Er war der Sohn eines Architekten (1840–1924). Seine Jugend- und Schulzeit verbrachte er in Oldenburg, sein Abitur legte er am Realgymnasium in OsnabrĂŒck ab.
1890 ging Georg Klingenberg an die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg, um dort Maschinenbau zu studieren. Dieses Studium schloss er allerdings nicht ab, sehr bald wandte er sich den damals noch jungen Disziplinen der Elektrotechnik und der theoretischen Physik zu. Hier hörte er u.a. Vorlesungen bei Adolf Slaby, in dessen Labor Georg Klingenberg zwischen 1893 und 1899 als Assistent tĂ€tig war. Da die Technische Hochschule in Charlottenburg noch kein Promotionsrecht hatte (sie bekam es erst 1899), promovierte Georg Klingenberg 1895 an der UniversitĂ€t Rostock mit dem physikalischen Thema „LĂ€ngenĂ€nderung von Eisen unter dem Einfluss des Magnetismus“.

Gemeinsam mit Slaby befasste sich Klingenberg ab 1896 auch mit den gerade ein Jahr zuvor entdeckten Röntgenstrahlen. Sie untersuchten Röntgenaufnahmen tuberkulös erkrankter Knochen. Ebenfalls 1896 habilitierte er sich mit einer Schrift ĂŒber den Einfluss der Spannungshöhe auf die Fortleitungskosten bei elektrischen Fernleitungen. Dieses Thema sollte in den folgenden Jahrzehnten sein hauptsĂ€chliches Arbeitsgebiet sein. Georg Klingenberg wurde zum Professor der Physik an die Technische Hochschule Charlottenburg berufen. Neben seinen vielen anderen BetĂ€tigungsfeldern hielt er nun, bis 1909, hier Vorlesungen. U.a. zur Projektierung elektrischer Anlagen und zum Bau und Betrieb von Gasmaschinen und Automobilfahrzeugen.

Bevor sich Georg Klingenberg hauptsĂ€chlich mit der ElektrizitĂ€tswirtschaft beschĂ€ftigte, konstruierte er einen benzingetriebenen (nicht etwa elektrischen) wassergekĂŒhlten Einzylinder Viertaktwagen. Dieser „Klingenberg-Wagen“, der eine Leistung von 5 PS hatte, wurde erstmals 1900 auf der Leipziger Motorwagen-Ausstellung gezeigt und schnitt gut ab. Gebaut wurde er zunĂ€chst von der Allgemeinen Automobil-Gesellschaft Berlin GmbH und ab 1901 von der NAG, der Neuen Automobil-Gesellschaft mbH, einer Tochter der AEG.

Durch den Automobilbau wurde Emil Rathenau, der AEG-GrĂŒnder, auf Georg Klingenberg aufmerksam. Am 1. Juli 1902 begann dann seine TĂ€tigkeit fĂŒr die AEG, wo er fĂŒr den Kraftwerksbau zustĂ€ndig wurde. In diesem Konzern hatte er nun den breiten Raum seine Ideen zur ElektrizitĂ€tswirtschaft umzusetzen. Das erste Kraftwerk, das nach seinen PlĂ€nen gebaut wurde entstand 1909 in der NĂ€he von Eberswalde. Es war das Kraftwerk HeegermĂŒhle des MĂ€rkischen ElektrizitĂ€tswerkes mit einer KapazitĂ€t von 20.000 KW. In bisher nicht gekannten GrĂ¶ĂŸenordnungen entstanden unter der Leitung von Prof. Klingenberg zwischen 1909 und 1914 vier Kraftwerke fĂŒr den Goldabbau in SĂŒdafrika. Mit einer Gesamtleistung von 160.000 KW gehörten sie zu den bis dahin grĂ¶ĂŸten Kraftwerksanlagen der Welt.

Neben seiner praktischen Arbeit bei der Errichtung und Projektierung von Kraftwerken beschĂ€ftigte sich Georg Klingenberg auch weiter mit deren theoretischer Aufarbeitung. Es erschienen mehrere AufsĂ€tze, in denen er sich mit der ElektrizitĂ€tspolitik und der Weiterentwicklung von technischen Anlagen auseinandersetzt. Sie waren die Grundlage fĂŒr den 1913 erschienenen 1. Band seines Werkes „Bau großer ElektrizitĂ€tswerke“. Ein Jahr spĂ€ter kam der 2. Band heraus und im Jahr 1920 folgte Band 3. Die große Resonanz im In- und Ausland (es gab englische und französische Übersetzungen) fĂŒhrten dazu, dass es 1924 eine Überarbeitung gab.

Vor allen fĂŒr den Bau von Großkraftwerken machte sich Georg Klingenberg immer wieder stark. Diese Ideen konnte er schließlich 1915 in die Tat umsetzen. Am 15. Dezember 1915 ging das damals grĂ¶ĂŸte Dampfkraftwerk Golpa mit einer Leistung von mehr als 120.000 KW in Betrieb. Es war in nur wenigen Monaten errichtet worden, da der Strom fĂŒr die Stickstoffherstellung dringend gebraucht wurde. Nach Prof. Klingenbergs PlĂ€nen wurden von der AEG sowohl im In- als auch im Ausland bis zum Jahr 1915 zwanzig Kraftwerke errichtet. In den Jahren von 1923 bis 1926 kamen noch einmal fĂŒnf weitere hinzu. Die Vollendung seines letzten Projektes, des Großkraftwerkes Rummelsburg der StĂ€dtischen ElektrizitĂ€tswerke Berlin, erlebte er nicht mehr.

Georg Klingenberg starb am 7. Dezember 1925 in Berlin an einer LungenentzĂŒndung. Das Großkraftwerk Rummelsburg, mit Turbinenleistungen von 80.000 KW und am Ende mit einer Gesamtleistung von 270.000 KW war das grĂ¶ĂŸte von ihm selbst projektierte Kraftwerk. Ihm zu Ehren erhielt es 1927 seinen Namen.

Im Laufe seines Lebens war Georg Klingenberg auch fĂŒr die verschiedensten Standes- und Berufsorganisationen tĂ€tig gewesen. Von 1914 bis 1919 war er Vorsitzender des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. Von 1922 bis zu seinem Tode leitete er den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und den Deutschen Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine. Auf seinem Fachgebiet galt er als eine der fĂŒhrenden KapazitĂ€ten, was auch in zahlreichen Anerkennungen und WĂŒrdigungen zum Ausdruck kam. So verlieh ihm die Technische Hochschule Charlottenburg 1918 die EhrendoktorwĂŒrde. Georg Klingenberg wurde auch zum Mitglied der Bauakademie und zum Geheimrat ernannt.

Georg Klingenberg hatte im Jahr 1912 geheiratet. Seine Frau Maria war die Tochter des bekannten Berliner Architekten Kayser. Gemeinsam hatten sie eine Tochter.

Erarbeitet: Jörg Bock, Kulturring in Berlin e.V., 2016

Foto:
Gedenktafel Georg Klingenberg im Großkraftwerk in Rummelsburg
Jörg Bock, 2016

Quellen:

Fabrikstadt Lichtenberg
Bergauf – Bergab im Berliner Osten
Lichtenberger BeitrÀge Heft 3, 1997

Helmut Lindner, „Georg Klingenberg“ in
Berlinische Lebensbilder, Bd. 6 Techniker
Colloquium Verlag, Berlin 1990

Mielert, Helmut, „Klingenberg, Georg“ in Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S.78f. [→ Onlinefassung], Wikipedia – die frei EnzyklopĂ€die

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