Karl August Freiherr Fürst von Hardenberg

Geboren: 31. Mai 1750 auf Gut Essenrode
Gestorben: 26. November 1822 in Genua

Preußischer Reformer und Staatskanzler,
Besitzer des Gutes Lichtenberg

Geboren wurde Karl August von Hardenberg am 31. Mai 1750 auf dem Gut Essenrode, gelegen zwischen Braunschweig und Gifhorn in Niedersachsen. Sein Vater war der Oberst Christian Ludwig von Hardenberg, seine Mutter Anna Sophie Ehrengard, geb von Bülow. Karl August war das älteste von sieben Geschwistern.
Wie alle Kinder adeliger Familien erhielt er durch Hofmeister und Hauslehrer von klein an eine umfassende Ausbildung. Nachdem Karl August sechs Jahre zu Hause unterrichtet worden war, besuchte er eine allgemein zugängliche Schule, was für einen Adeligen nicht selbstverständlich war. Da er später in den Staatsdienst treten wollte, lag ein Jurastudium nahe. Seine akademische Ausbildung erhielt er an den Universitäten Göttingen und Leipzig. Im Jahr 1769 trat er als Auditor in die kurfürstliche Justizkanzlei in Hannover ein.

In den Jahren 1772/73 begab sich Karl August von Hardenberg auf eine sogenannte Kavaliersreise durch Europa. Diese führte ihn u.a. nach London. Dort ernannte ihn sein Landesherr, König Georg III., zum Kammerrat.

Am 8. Juni 1774 heirateten Karl August von Hardenberg und Christine von Reventlow, laut Ehevertrag trugen sie den Familiennamen Hardenberg-Reventlow. Zwei Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, 1775 wurden der Sohn Christian Heinrich August und 1776 die Tochter Anna Lucie Christiane geboren.
Nach der Hochzeit ging Hardenberg wieder in hannoversche Dienste. Mit ersten Versuchen, hier Verbesserungen in der Verwaltung durchzusetzen scheiterte er. Dies bestärkte ihn, einen neuen Schritt zu gehen. Er wollte nach London an die Deutsche Kanzlei, von wo aus Hannover eigentlich verwaltet wurde. Doch konnte er diese Pläne nicht umsetzen und reichte im September 1781 sein Entlassungsgesuch aus dem hannoverschen Staatsdienst ein. Kurz darauf, im November 1781 starb der Vater. Karl August von Hardenberg war nun Erbherr auf Hardenberg und hatte von nun an für die Mutter und die Geschwister aufzukommen. Durch die Vermittlung eines Verwandten trat  Karl August von Hardenberg 1782 in die Dienste des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Am 30. Mai 1782 wurde er zum herzoglich-braunschweigischen Geheimen Rat ernannt.

In diese Zeit fiel auch die Trennung von seiner Frau Christine von Reventlow. Am 9. Juni 1788 heiratete Hardenberg erneut. Sophie von Lenthe, geb. von Haßberg, hieß seine neue Frau, mit der er bereits seit 1777 eine Beziehung hatte.

Hardenbergs Braunschweiger Bilanz fiel nicht erfreulich aus. Auch hier wollte man von seinen unerwünschten Reformplänen nichts wissen. Anerkennung brachten ihm nur seine außenpolitischen Aktivitäten bei seinen Bemühungen um die Bildung eines Fürstenbundes, der allerdings nie gebildet wurde.
Hardenberg trat nun in preußische Dienste. Im Juni des Jahres 1791 wurde er als Dirigieren-der Minister mit der Regierung der Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth betraut. Im Januar des folgenden Jahres erfolgte seine Berufung zum preußischen Kabinettsminister. Damit übernahm Karl August von Hardenberg die Leitung der fränkischen Angelegenheiten.

Vor allem der 1. Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich ab 1792, in dem Preußen als einer der Alliierten beteiligt war, verlangte von Hardenberg mehr Aufmerksamkeit für die politischen und militärischen Vorgänge in Europa. Ab dem 22. Januar 1795 verhandelten in Basel Preußen und Frankreich über Bedingungen für einen Separatfrieden. Nach dem plötzlichen Tod des preußischen Delegationsleiters Graf Goltz erhielt Minister Hardenberg vom König den Auftrag, die Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen. Obwohl dieser Vertrag von Anfang an umstritten war brachte der Vertragsabschluss Hardenberg in Berlin viel Lob ein. König Friedrich Wilhelm II. verlieh ihm den Hohen Orden vom Schwarzen Adler.

Nach seiner Rückkehr nach Ansbach nahm Hardenberg eine grundlegende Reform der Staatsverwaltung in den fränkischen Markgrafschaften in Angriff. „Hardenbergs Reformen in Ansbach-Bayreuth wirken wie die Generalprobe zu den Reformen, die er wenige Jahre später, zusammen mit Stein, für ganz Preußen in Gang setzte. Was zunächst wie eine bürokratische Umorganisation aussah, war mehr als eine Verwaltungsreform. Es war eine Gesellschaftsreform.“ Dies schrieb Ingo Hermann in seiner Hardenberg-Biographie über diese Zeit. Doch nicht alle Kreise der Gesellschaft waren mit derart tiefgreifenden Umwälzungen einver-standen. Hardenbergs Gegner nannten ihn einen „Jakobiner“ und denunzierten seine Ideen als „revolutionär“.
Nachdem Friedrich Wilhelm III. preußischer König wurde, blieb Hardenberg Dirigierender Minister für die fränkischen Fürstentümer. Doch rief die Selbstständigkeit, mit der er dies tat, in Berlin Misstrauen hervor. Der König verfügte, Hardenberg in das Generaldirektorium einzugliedern und seinen Amtssitz nach Berlin zu verlegen. Die von Hardenberg verwalteten Markgrafschaften wurden den übrigen preußischen Provinzen gleichgestellt.
Zwar gelang es Hardenberg, so bei einem Besuch von Friedrich Wilhelm III. in den fränkischen Provinzen 1799, das Klima zwischen ihm und den König zu verbessern, doch blieb es weiterhin störanfällig. Doch um eines kam der König nicht herum: Die Eigenschaften und Fähigkeiten des Ministers Hardenberg anzuerkennen.

Doch bevor sich Hardenberg wieder seinen politischen Plänen zuwenden konnte, musste er seine privaten Obliegenheiten klären. Seine Ehefrau, Sophie von Lenthe, war es leid, die ständig wechselnden Affären ihres Mannes zu ertragen. Es kam zur Scheidung. Charlotte Schönemann, 28 Jahre alt, Schauspielerin und somit alles andere als standesgemäß, wurde seine neue Gefährtin und schließlich seine dritte Ehefrau.
Hardenberg hatte sich im Jahr 1800 vom Stammsitz der Familie bei Göttingen getrennt. Im Jahr 1802 erwarb er das Gut Tempelberg, eine Herrschaft, die im heutigen Landkreis Oder-Spree lag. Mit diesem Erwerb wandte sich Hardenberg, der inzwischen 50 Jahre alt war, endgültig seiner neuen Wahlheimat Preußen zu.

Am 14. April 1804 übernahm er die Leitung des Kabinettsministeriums und war so mit der Leitung der preußischen Außenpolitik beauftragt. Die strikte Neutralität, wie sie König Friedrich Wilhelm III. vertrat, war nur schwer durchzuhalten und barg die Gefahr der Isolation Preußens. Diese Neutralitätspolitik endete 1805. Napoleon befahl seinen Truppen, in Ansbach-Bayreuth einzumarschieren. Dies brachte Friedrich Wilhelm III. endgültig auf die Seite von Österreich und Rußland. Doch nach dem Sieg Napoleons in der Schlacht von Austerlitz änderte sich alles. Österreich schloss mit Napoleon einen Waffenstillstand. Rußland und Österreich kündigten die Koalition. Napoleon ließ Hardenberg zu einem „Feind Frankreichs“ erklären und verlangte dessen Rücktritt. In dieser Situation bat Hardenberg den König um einen unbefristeten Urlaub, den er am 30. März 1806 antrat. Auf seinem Gut Tempelberg, wohin er sich zurückzog, wurde Hardenberg aber nach wie vor über alle laufenden Geschäfte des Auswärtigen Departments informiert. Offiziell hatte Napoleon mit den Verträgen von Schönbrunn (1805) und Paris (1806) Preußen zur Aufgabe der Neutralität gebracht und zu einem Bündnis mit Frankreich gezwungen. Trotzdem versuchte Friedrich Wilhelm III. auch weiterhin gute Beziehungen zu Rußland und Zar Alexander zu unterhalten. Hardenberg seinerseits drängte den König, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden, sonst würde Preußen zwischen ihnen zerrieben.

Schließlich marschierten preußische und französische Truppen gegeneinander auf, und es kam zu der von Hardenberg befürchteten Katastrophe. Der Krieg gegen Napoleon wurde verloren. Der nun entlassene Minister Hardenberg entschloss sich, nach Riga zu gehen, wo er am 16. Juli 1807 eintraf. Die Zeit im Exil nutzte Hardenberg, um im Auftrag des Königs seine Gedanken zur Reorganisation des preußischen Staates niederzuschreiben. Das Ergebnis der Arbeit war die Rigaer Denkschrift. In späteren Jahren wird Hardenberg als Staatskanzler seine in Riga niedergeschriebenen Gedanken in konkrete Politik umsetzen.
Nachdem sich eine Entspannung der politischen Lage zwischen Preußen und Frankreich abzeichnete, kehrte Hardenberg mit seiner Frau am 10. Dezember 1808 nach Preußen zurück. Friedrich Wilhelm III. und vor allem Königin Luise waren sehr daran interessiert, dass Hardenberg wieder in die Regierungsverantwortung zurückkehrte. Im Mai 1910 siedelte er vom Gut Tempelberg näher an die Hauptstadt auf das Gut Lichtenberg über, dessen Mitbesitzer er seit 1806 war, und das er 1815 vollständig erwarb. Von hier aus führte er eine ganze Reihe von Gesprächen und Verhandlungen, die er in seinem Tagebuch als „Lichtenberger Conferencen“ bezeichnete. In Gesprächen mit seinen Anhängern und Mitarbeitern ging es hauptsächlich um die Weiterführung der von Stein begonnen Reformen, auf die Hardenberg besonders drängte. In einem Gegenentwurf zum Finanzplan der noch amtierenden Regierung ging Hardenberg das Thema einer Steuerreform an. Dieser Plan wurde am 28. Mai 1810 dem König vorgelegt.

Am 4. Juni 1810 erhielt Hardenberg aus der Hand des Königs Friedrich Wilhelm III. die Er-nennungsurkunde zum Staatskanzler. Durch diese Ernennung vereinigte Hardenberg eine Machtfülle, die ihn nahezu zum „Ersatzkönig“ machte. Trotz seines Alters – er hatte am 31. Mai seinen 60. Geburtstag begangen – ging er voller Eifer ans Werk. Er bündelte alle Kräfte des Staates, um die von ihm angestrebte zentralistische Wirtschafts- und Steuerpolitik durchzusetzen.
Auch außenpolitisch stand der neue Staatskanzler vor einem ganzen Berg von Problemen. Immer noch galt es zu verhindern, nicht zwischen den Großmächten Rußland und Frankreich aufgerieben zu werden. Doch zunächst sahen Friedrich Wilhelm III. und sein Staatskanzler nur die Möglichkeit, sich dem Diktat Napoleons zu unterwerfen. Am 24. Februar 1812 wurde ein von Frankreich diktierter Allianzvertrag unterschrieben. Dadurch wurde Preußen faktisch ein Aufmarschgebiet der französischen Grande Armee gegen Rußland.

Nach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug ist es Hardenbergs unmittelbarem diplomatischem Wirken zu verdanken, dass ein neuer Bündnisvertrages zwischen Preußen, Rußland und Österreich zu Stande kam. Dies war faktisch eine Kriegserklärung gegen Napoleon.
Für die Leistungen Hardenbergs im Befreiungskrieg gegen Napoleon und für die Rettung der hohenzollerschen Dynastie zeigte sich Friedrich Wilhelm III. sehr großzügig. Am 3. Juni 1814 erhob er den Freiherren von Hardenberg in den Fürstenstand. Zudem erhielt er einen standesgemäßen Besitz: die Güter Quilitz, Rosenthal und Lietzen. Zusammen wurden diese Güter zur Herrschaft Neuhardenberg erhoben.

Ab September 1814 wurden in Wien Friedensverhandlungen geführt, um eine neue europäische Ordnung nach Napoleon zu etablieren. Hardenberg brachte während des acht Monate dauernden Kongresses sein ganzes diplomatisches Geschick auf, um die Interessen seines Landes zu vertreten. Es gelang ihm, für Preußen erhebliche Gebietszuwächse zu sichern, obwohl er mit dem Endergebnis der Verhandlungen nicht zufrieden war.
Überhaupt ist festzuhalten, dass nach dem Wiener Kongress mehr und mehr die restauratorischen Kräfte an die Macht drängten und zunehmend an Einfluss gewannen. Hardenberg bekam dies vor allem in der Verfassungsfrage zu spüren. Der Widerstand des Adels gegen ein solches Dokument war so heftig, dass König Friedrich Wilhelm III. es vorzog, ein gege-benes Verfassungsversprechen nicht einzulösen. Dies gehörte für ihn sicher zu den großen Enttäuschungen dieser Jahre. Für den inzwischen siebzigjährigen Hardenberg kam aber ein Rücktritt deswegen nicht in Frage. Staatskanzler wollte er bleiben, obwohl längst andere seine Vollmachten unter sich aufgeteilt hatten. Der König ließ diese schleichende Entmachtung seines Kanzlers zu, vermied jedoch einen offenen Bruch.

Ungeachtet aller Widrigkeiten setzte Hardenberg seine geschäftige Tätigkeit fort. Mit Peter Joseph Lenné besprach er die Umgestaltung der Parkanlagen von Glienicke und Neuhardenberg. Er ließ größere Um- und Ausbauarbeiten auf seinen neuen Besitzungen in Neu-hardenberg vornehmen, über die er sich mit Karl Friedrich Schinkel beriet.
Im Oktober 1822 schickte ihn der König auf seine letzte Reise. Er traf sich zunächst mit Metternich in Wien und reiste von dort aus weiter nach Italien. Hier verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand. Am 17. November überkam ihn ein heftiger Brustkatarrh. Auf Anraten der Ärzte begab er sich nach Genua. Dort verstarb er am 26. November 1822.
Sein Leichnam wurde einbalsamiert und in Genua vorläufig beigesetzt. Nach der Überführung der sterblichen Überreste des Staatskanzlers nach Neuhardenberg wurde sein Herz getrennt im Altar der Dorfkirche des Ortes aufbewahrt, wo es noch heute ruht.

(Jörg Bock, Januar 2017)

Foto:
Karl August von Hardenberg
Gemälde von Friedrich Georg Weitsch, nach 1822

Quellen:
Ingo Hermann
Hardenberg – Der Reformkanzler
Siedler Verlag Berlin, 2003
ISBN 3-88680-729-0

Knut Käpernick, Gunnar Müller, Barbara Vogel
Preußische Reformer in Lichtenberg:
Carl August von Hardenberg, Friedrich Scharnweber,
2012/2014
ISBN 978-3-00-045633-6

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(Stand: 12.07.2016)