Sigismund Johann Carl von Treskow

(1864–1945)

Herr auf Friedrichsfelde; war von 1898–1905 Landrat des Kreises Niederbarnim

Geboren wurde Sigismund von Treskow am 1. Oktober 1864 im Schloss Friedrichsfelde. Erworben hatte dieses Anwesen sein Großvater, Carl Johann Sigismund von Treskow, im Jahr 1816. Im Jahr 1848 erbte es sein Sohn Carl Sigismund von Treskow. (Er bekam das Gut am 4.1.1848 von seiner Mutter, der Witwe Julie von Treskow.) Carl Sigismund von Treskow heiratete Adelheit, gebürtige Gräfin von Haeseler. Aus dieser Ehe ging ihr einziger Sohn Sigismund Johann Carl hervor. Als Einzelkind wuchs Sigismund wohlbehütet und sorgenfrei im Schloss Friedrichsfelde auf, wo er auch seinen ersten Unterricht erhielt. Ab seinem vierzehnten Lebensjahr besuchte er das Friedrichs-Gymnasium im nahe gelegenen Berlin, das er am 19. September 1884 mit der Übergabe des Reifezeugnisses abschloss.

Sigismund von Treskow war gerade 18 Jahre alt, als sein Vater starb. Durch die Erbschaft zahlreicher Besitzungen musste er sich darum schon in jungen Jahren mit Fragen der Verwaltung auseinandersetzen. Dies war sicher auch ein Grund dafür, sich bei der künftigen Berufswahl für eine Verwaltungslaufbahn zu entscheiden. Im Alter von 20 Jahren nahm er am 3. November 1884 an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität ein Studium der Rechtswissenschaften auf. Daneben belegte er auch naturwissenschaftliche Vorlesungen, speziell im Fach Agrarchemie. Dieses Interesse ging wahrscheinlich auf seinen Großvater Carl von Treskow zurück, der ein enger Freund und Mitarbeiter von Albrecht Thaer war, dem Begründer des wissenschaftlichen Landbaus. An diese Seite des Wirkens seines Großvaters versuchte Sigismund von Treskow Zeit seines Lebens auf seinen Gütern in Friedrichsfelde und in der Provinz Posen anzuknüpfen. Ebenso günstig wirkten sich seine Kenntnisse auch auf seine künftige Tätigkeit als Landrat aus.

Nach einem Semester wechselte Sigismund von Treskow die Universität und setzte sein Jurastudium ab dem Frühjahr 1885 an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn fort. In den drei Semestern die er dort weilte, war er auch ganz stark von dortigen Corpsleben in Anspruch genommen. Zum Herbstsemester 1886/87 kehrte Sigismund von Treskow wieder nach Berlin zurück, um die letzten zwei Semester seines Studiums zu absolvieren. Nach dem Abschluss legte er am 23. Dezember 1887 die erste juristische Prüfung ab und promovierte wenige Wochen später, am 5. Januar 1888, zum Dr. jur. an der Universität in Jena.

Nach der bestandenen ersten juristischen Prüfung war Treskow zum Gerichtsreferenten ernannt worden und wurde am 26. Januar 1888 am Amtsgericht Rixdorf vereidigt. Unterbrochen wurde seine Tätigkeit als Gerichtsreferent durch die Ableistung des einjährig freiwilligen Militärdienstes, den er am 1. April 1888 beim Garde-Kürassier-Regiment in Berlin antrat. Auch während seiner Militärzeit war es ihm möglich, regelmäßig für mehrere Stunden im Amtsgericht zu arbeiten. Offiziell kehrte Sigismund von Treskow im Juni 1889 nach Rixdorf zurück und wechselte auf eigenen Wunsch einen Monat später an das Amtsgericht Köpenick. Nach einer siebenmonatigen Unterbrechung aus gesundheitlichen Gründen schloss Treskow seine Referendarzeit am königlichen Landgericht II und beim Berliner Rechtsanwalt und Notar Viebig ab.

Nach dieser zweijährigen Tätigkeit in der Justizbehörde wechselte Treskow in den höheren Verwaltungsdienst. Den Vorbereitungsdienst dafür, bei dem er alle erforderlichen Abteilungen durchlaufen musste, nahm er am 14. Oktober 1891 bei der königlichen Regierung in Potsdam auf. Wichtige Erfahrungen sammelte er u.a. bei seiner Arbeit für den Potsdamer Oberbürgermeister Boie, dem er ab dem 3. März 1892 für drei Monate zur Ausbildung in städtischen Angelegenheiten zugewiesen worden war. Vor allem der Einblick in Krankenkassenangelegenheiten und die Besichtigung von Krankenhäusern, Kläranlagen und Schulen, sollten sich für ihn zu späteren Zeiten noch als wichtig erweisen.

Einblicke in die Probleme eines Landkreises erhielt er beim Teltower Landrat Ernst Stubenrauch. Bei ihm setzte Treskow ab dem 4. Juni 1892 für sechs Monate seine Ausbildung fort. Durch die Begleitung Stubenrauchs auf seinen Dienstreisen und die Teilnahme an Sitzungen des Kreisausschusses und des Kreistages, als Zuhörer und als Referent, sammelte er viele Erfahrungen. Stubenrauch attestierte Treskow, dass dieser für die selbstständige Leitung eines Landratsamtes qualifiziert sei.

Nach der erfolgreichen Beendigung seines Vorbereitungsdienstes am 1. Februar 1894 unterbrach Sigismund von Treskow seine Tätigkeit im Staatsdienst. Durch den Tod seines Onkels, Julius von Treskow, musste er sich um die Verwaltung des Familiengutes in Strzelce und des Gutes Grocholin in der Provinz Posen kümmern. Dadurch konnte er erst am 26. Oktober 1895 die große Staatsprüfung für höhere Verwaltungsbeamte ablegen. Am 30. November 1895 erfolgte seine Ernennung zum Regierungsassessor, als solcher wurde er in Potsdam aber nicht mehr tätig.

Um in der Lage zu sein sich um seinen Familienbesitz zu kümmern, bat Treskow am 26. April 1897 den Minister des Inneren um seine Entlassung aus dem Staatsdienst, der ihm auch gewährt wurde. Unter seiner Leitung entwickelte sich Grocholin zu einem der ertragsreichsten Güter im Kreis Schubin. Im Jahr 1908 übertrug Treskow die Verwaltung des Gutes an einen Administrator und beschränkte sich auf die Oberaufsicht.

Der zeitweilige Rückzug Sigismunds von Treskow aus dem Verwaltungsdienst endete im Frühjahr 1898. Als der Landrat des Kreises Niederbarnim, Wilhelm von Waldow, zum Oberpräsidenten in Königsberg ernannt wurde, war dieses Amt vakant geworden. Der 34jährige Treskow erkannte darin seine Chance und bewarb sich um diese Stellung. Am 4. März 1898 kehrte er als kommissarischer Landrat des Niederbarnimer Kreises in den preußischen Verwaltungsdienst zurück. Auch seine Vorgesetzten hielten ihn wegen seiner Ausbildung und seiner praktischen Erfahrungen für geeignet, dieses Amt zu bekleiden. Zudem kannte er als Gutsherr von Friedrichsfelde, das in seinem künftigen Wirkungskreis lag, die hier lebende Bevölkerung und deren Ängste und Sorgen. Erwartungsgemäß ernannte in König Wilhelm II. am 12. September 1898, nach sechsmonatiger kommissarischer Leitung des Kreises, zum Landrat von Niederbarnim.

Das Erste was es zu bewältigen galt, war der Umzug der Kreisverwaltung von der Kochstraße 24 in das neue Kreishaus am Friedrich-Karl-Ufer. Das wichtigste Aufgabengebiet als Landrat aber war, erlassene Gesetze und Verordnungen im Kreis durchzusetzen. In seine Amtszeit fiel u.a. die Änderung der Kreisordnung aus dem Jahr 1872. Mit dem Gesetz vom 6. Juni 1900 wurde festgelegt, dass Landgemeinden mit mehr als 6.000 Einwohnern dem Wahlverband der Städte zugerechnet werden. Für den Landkreis Niederbarnim bedeutete dies, dass 52 Kreistagsabgeordnete neu gewählt werden mussten

Auf kommunalem Gebiet, speziell im Verkehrswesen, galt sein besonderes Augenmerk dem Ausbau des Eisenbahnnetzes. Gerade das Netz der Kleinbahnstrecken wurde in der Zeit seiner Amtsführung erheblich erweitert. Gleichzeitig wurde auch das Schienennetz der elektrischen Straßenbahnen erweitert. So konnte der Vorortverkehr mit Berlin deutlich verbessert werden.

Eines der größten Probleme stellte die Krankenversorgung im Kreis Niederbarnim dar. Dieser Aufgabenkreis war bisher eher vernachlässigt worden. Wie in anderen preußischen Landkreisen hatte man auf die unentgeltliche häusliche Krankenpflege durch Diakonissen-Stationen gesetzt. Diese wurden bei ihrer Arbeit durch einen jährlichen Kreiszuschuss unterstützt, der zwischen 300 und 500 RM lag. Doch erwies sich dieses System in den bevölkerungsreichen Arbeitervororten als nicht praktikabel. Darum wurde auf dem Kreistag am 28. September 1900 die Schaffung moderner Krankenanstalten für eine bessere medizinische Versorgung der Bewohner des Kreises beschlossen. Dem persönlichen Engagement Treskows ist es zu verdanken, dass der Kreis zwischen 1900 und 1905 fünf Krankenanstalten mit 217 Betten erhielt. In den Orten Oranienburg, Liebenwalde, Altlandsberg, Rummelsburg und Weißensee entstanden diese medizinischen Einrichtungen.

Ein weiteres Aufgabenfeld sah Sigismund von Treskow im Bereich von Schulen für die Fortbildung und in der Schaffung von Volksbibliotheken. So wurden in seiner Amtszeit sechs neue gewerbliche Schulen gegründet. Desweiteren gab es im gesamten Landkreis im Jahr 1901 bereits 50 Bibliotheken, was sowohl der Volksbildung, als auch dem Lesebedürfnis der Bevölkerung zugutekam.

Das gesamte Gebiet des Feuerlöschwesens kann man als ein besonderes Steckenpferd des Landrats Treskow bezeichnen. Allein die Anzahl der freiwilligen Feuerwehren stieg im Kreis Niederbarnim in den Jahren 1894 bis 1905 von 30 auf 50. Ab dem Jahr 1904 gab es zudem einen hauptamtlichen Kreisbrandmeister, der sich um alle Belange des Brandschutzes und der Feuerbekämpfung kümmerte.

Ausgleich zu seiner Arbeit fand Treskow auf seinem Gut in Friedrichsfelde. In dem ca. 60 Hektar großen Park des Schlosses genoss er die Ruhe auf langen Spaziergängen. Dieser Park war auf Veranlassung seines Großvaters von Peter Josef Lene in einen Landschaftsgarten umgestaltet worden.

Die zweite große Leidenschaft von Sigismund von Treskow war die Jagd, der er auf seinen Reisen zu seinen Gütern in Posen frönen konnte.

Sieben Jahre dauerte die sehr erfolgreiche Tätigkeit als Landrat. Dann fand er, dass es an der Zeit wäre sich mehr um seine privaten Pflichten, hauptsächlich um den Erhalt des Gutes Friedrichsfelde zu kümmern. Darum bat er im Frühjahr 1905 um seine Entlassung aus dem preußischen Staatsdienst. Am 1. März 1905 erhielt er seinen Abschied und einen Monat später wurde ihm die ehrenvolle Entlassung aus dem Staatsdienst gewährt. Für seine Verdienste wurde er mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse ausgezeichnet.

Nach seinem Abschied wurde Sigismund von Treskow verstärkt politisch aktiv. Bereits während seiner Zeit als Landrat hatte er ab 1899 dem Brandenburgischen Provinziallandtag angehört, deren Abgeordneter er noch bis 1919 blieb. Auch als Landrat a.D. blieb er hier im Interesse seines Heimatkreises aktiv tätig.

Desweiteren gehörte Sigismund von Treskow als ordentliches Mitglied dem Wasserstraßenbeirat für den Großschifffahrtsweg Berlin Stettin an. Die Landwirtschaftskammer hatte ihm am 28. Juni 1907 dazu gewählt. Ab 1907 war Treskow ebenfalls für sechs Jahre für die konservative Partei im Preußischen Abgeordnetenhaus für die Wahlbezirke Ober- und Niederbarnim und den Stadtkreis Lichtenberg tätig.

Das Hauptaugenmerk legte der Landrat a.D. aber auf die Verwaltung und Bewirtschaftung seiner drei Güter. Das Gut Strzelce wurde 1924 verkauft.

In den Jahren zwischen 1916 und 1940 war Sigismund von Treskow auch Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Hier kommt sein lebenslanges Interesse an der wissenschaftlichen Seite landwirtschaftlicher Belange zum Ausdruck. Als förderndes Mitglied der Gesellschaft stiftete er insgesamt 100.000 RM zu Forschungszwecken.

Als im April 1945 russische Soldaten Friedrichsfelde erreichten, musste Sigismund von Treskow das Schloss verlassen. Er kam bei seinem Vetter Heinrich von Treskow in Dahlwitz unter. Nicht nur sein hohes Alter, auch seine Diabeteserkrankung machten ihm schwer zu schaffen, denn in den Wirren der letzten Kriegstage bekam er kein Insulin mehr.

Sigismund von Treskow verstarb am 23. Mai 1945 im Alter von 80 Jahren in Dahlwitz. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Familienfriedhof der Familie Treskow auf dem Gelände des Schlosses Friedrichsfelde. (Heute befindet sich die Begräbnisstätte auf dem Gebiet des Tierparks Berlin-Friedrichsfelde.)

 

(Jörg Bock, i.A. Museum Lichtenberg)

Bild:

Sigismund von Treskow (1864-1945)

Archiv Schloss Friedrichsfelde – Freunde Hauptstadtzoos

Quellen:

Claudia Wilke: Die Landräte der Kreise Teltow und Niederbarnim im Kaiserreich: Eine biographisch-verwaltungsgeschichtliche Studie zur Leistungsverwaltung in der Provinz Brandenburg,1. Auflage, Potsdam, Verlag für Berlin-Brandenburg, 1998, 181 – 199

Internetseite der Familie von Treskow, unter www.treskowpage.com

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