1943 ermordeten die Nationalsozialisten viele aktive Gegner ihrer Ideologie, nach denen unter anderem auch in Lichtenberg Straßen und Plätze benannt sind. Wir erinnern in den folgenden Monaten mit Kurzbiografien an diese Antifaschist*innen.

Hilde Coppi und Ursula Goetze

Hilde Coppi und Ursula Goetze waren mit dem von der Gestapo „Rote Kapelle“ gekannten Fahndungsvorgang in das Visier der faschistischen Verfolger geraten. Der sich um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen gruppierende Kreis von annähernd 120 Nazigegnerinnen und -gegnern aus ganz Deutschland und Europa wurde nach der Enttarnung verhaftet und viele von ihnen in Schnellprozessen zum Tode verurteilt. Beide Frauen mussten am 5. August 1943 in der Hinrichtungsstätte Plötzensee ihr noch junges Leben lassen. Am selben Tag starben in Plötzensee auch Liane Berkowitz, Cato Bontjes van Beek, Eva-Maria Buch und Maria Terwiel eines gewaltsamen Todes. Auch sie werden zum Kreis um Harnack und Schulze-Boysen gezählt.

In Lichtenberg trägt ein Gymnasium im Ortsteil Karlshorst den Namen Hans-und-Hilde-Coppi-Oberschule, nach dem die Hans-Coppi-Oberschule mit der Hilde-Coppi-Oberschule im Ortsteil Alt-Lichtenberg nach 1990 fusionierte.

Ebenfalls im Ortsteil Karlshorst ist seit 1976 eine Straße nach Ursula Goetze benannt. In der Kreuzberger Hornstraße 3 erinnert seit 1987 eine Gedenktafel an die Antifaschistin. Auch eine Gedenkstein auf dem Gelände der Humboldt-Universität nennt ihren Namen u.a. mit denen von Arvid und Mildred Harnack sowie Liane Berkowitz.

 

Hilde Coppi (*1909 - †1943)

Am 31. Mai 1909 kommt Hilde Coppi als Kind der Lederwarenhändlerin Hedwig Rake, geborene Grube und des Täschners Max Rake in Berlin-Mitte zur Welt. Sie besuchte ein Lyzeum und absolvierte eine Höhere Handelsschule. Danach wird sie Sekretärin, später Sprechstundenhilfe eines Berliner Arztes. Ab 1939 war Hilde Rake als Sachbearbeiterin in der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin beschäftigt. Schon 1933 kam sie während des Besuchs einiger Volkshochschulkurse mit Mitgliedern der Kommunistischen Partei Deutschlands in Kontakt und schloss mit ihnen Freundschaft. Nachdem ihr jüdischer Freund Franz Karma 1938 nach der Reichspogromnacht Deutschland verließ, fand sie Anschluss an einen Widerstandskreis in dem sie Hans Coppi kennenlernte. Das Paar heiratete im Juni 1941.

Hilde Coppi hörte u.a. die Nachrichten von „Radio Moskau" ab und übermittelte aus diesen Informationen illegal Grüße und Lebenszeichen von deutschen Kriegsgefangenen an deren Angehörige in Deutschland. An den illegalen Aktivitäten ihres Mann war sie ebenfalls beteiligt, so an der Unterstützung des aus der Sowjetunion mit einem Flugzeug eingeflogenen und über Polen mit einem Fallschirm abgesprungene Albert Hößler.

Als Mitglied der Widerstandsgruppe um Hans Coppi hatte Hilde Coppi enge Verbindung zum Kreis von Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen. Sie beteiligte sich mit ihrem Mann und anderen Hitler-Gegnern im Mai 1942 an der illegalen Klebeaktion gegen die antisowjetische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies" im Berliner Lustgarten.

Diese Aktion wurde nach der Entschlüsselung von Funksprüchen der von der Gestapo und Kriminalpolizei als „Rote Kapelle“ bezeichneten Gruppierung von Nazigegnerinnen und -gegnern unterschiedlichster politischer und weltanschaulicher Ausrichtung zugeordnet. In ihrem Zentrum standen Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack.

Wie viele andere der „Roten Kapelle“ zugeordnete Antifaschisten wurde Hilde Coppi am 12. September 1942 von der Gestapo verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits hochschwanger. Am 27. November 1942 brachte sie  im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße ihren Sohn Hans zur Welt. Das Reichskriegsgericht verurteilte Hilde Coppi am 20. Januar 1943 zum Tode. Adolf Hitler lehnte, wie in anderen Fällen auch, im Juli 1943 ein Gnadengesuch ab. Am 5. August wurde sie gemeinsam mit fünf weiteren Hitler-Gegnerinnen in Berlin-Plötzensee ermordet.

 

 

 Ursula Goetze (*1916 - †1943) 

Ursula Goetze wurde am 29. März 1916 in einer Berliner Kaufmannsfamilie geboren. Ihre Großeltern betrieben in Berlin ein Hotel. Sie besuchte das Lyzeum und die Städtische Höhere Handelsschule in Neukölln. Im Anschluss war sie als Stenotypistin bei einer Versicherungsfirma und beim Forschungsdienst der Reichsarbeitsgemeinschaften der Landbauwissenschaft beschäftigt. Schon vor 1933 und noch als Schülerin kam sie zum Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und wurde Mitglied der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde sie kurzzeitig inhaftiert. Ursula Goetze hatte Kontakt zu Neuköllner Kommunisten um Gertrud Rosemeyer, unterstützte Hilfsaktionen für rassisch und politisch Verfolgte und half beim Einschleusen illegaler Druckschriften aus der Tschechoslowakei. In der Heilschen Abendschule machte sie die Bekanntschaft von Eva Rittmeister, Liane Berkowitz, Fritz und Hannelore Thiel, Friedrich Rehmer und Hans Coppi. Zusammen diskutierten sie unter der Leitung von Dr. John Rittmeister politische und philosophische Fragen. Im April 1940 begann Ursula Goetze an der Berliner Universität ein Philosophiestudium, freundete sich mit Werner Kraus an und stellte die große elterliche Wohnung für illegale Treffen zur Verfügung, an denen auch französische Zwangsarbeiter teilnahmen. Mit Gleichgesinnten diskutierte sie dort über verbotene Literatur und hörte „Feindsender“. Diesen Aktivitäten blieben der Gestapo verborgen. Erst als sie sich im Mai 1942 gemeinsam mit Werner Kraus an der Zettelklebeaktion gegen die antisowjetische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies" beteiligte sowie illegale Druckschriften verteilte, wurde die Gestapo im Zusammenhang mit dem Fahndungsvorgang „Rote Kapelle“ auf sie aufmerksam. Ende August 1942 reiste sie nach Köslin zu ihrer Schwester, um dort den für die Semesterferien geforderten Arbeitseinsatz im Kinderheim zu leisten. Ursula Goetze wurde am 15. Oktober 1942 verhaftet, am 18. Januar 1943 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet.

 

 

 

[Fotos: Gedenkstätte Deutscher Widerstand]

 

 

 

 

 

 

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