Erich Ollenhauer
*27. März 1901 in Magdeburg; †14. Dezember 1963 in Bonn
115 Jahre (Geburtstag)
[Erich Ollenhauer wohnte bis zu seiner Emigration 1933 in der Karlshorster Trautenauerstraße 6]
Erich Ollenhauer, Sohn eines Maurers stammte aus einer kinderreichen Familie in Magdeburg. Nach Volksschule und kaufmännischer Lehre in einer Druckerei sowie zwei kurzzeitigen Anstellungen wurde er Volontär bei der sozialdemokratischen Tageszeitung „Volksstimme“. 1918 trat Ollenhauer der SPD bei und wurde 1920 zweiter Sekretär beim Hauptvorstand des Verbandes der SPD-Jugendorganisation in Berlin. Ab 1928 Reichsvorsitzender des sozialdemokratischen Jugendverbands, wählte man ihn im April 1933, kurz vor seiner Emigration, in den SPD-Parteivorstand. Anfang 1946 kehrte er nach Deutschland zurück und wirkte an der Seite des Parteivorsitzenden Kurt Schuhmachers.
Als „perfekte Nummer 2“ übernahm er nach dessen Tod 1952 die Ämter als Parteivorsitzender, Fraktionsvorsitzender und Oppositionsführer. Grundsolide in seiner Arbeit blieben ihm Wahlerfolge im Schatten des Kanzlers und CDU-Vorsitzenden Konrad Adenauer verwehrt. Sein politisches Hauptverdienst war es, weite Teile der traditionellen SPD-Mitgliedschaft mit dem Godesberger Programm von 1959 in die programmatische und organisatorische Neuorientierung der SPD einzubeziehen. Mit dieser Ausrichtung einer vom klassenkämpferischen Sozialismus befreiten Partei konnten in der Folgezeit deren Wegbereiter Willy Brand, Fritz Erler und Herbert Wehner das Ziel der Übernahme von Regierungsverantwortung in der Bundesrepublik Deutschland erreichen.
Drei Monate vor seinem Tod wurde Erich Ollenhauer zum Vorsitzenden der Sozialistischen Internationale gewählt. Mit einem Staatsakt im Plenarsaal des Bundestages würdigte die Bundesrepublik Deutschland am 19. Dezember 1963 den scheinbar erfolglosen, tatsächlich jedoch nur unscheinbaren SPD-Politiker, über den Der Spiegel 2007 schrieb, seine primäre Begabung sei es gewesen, zweiter Mann seiner Partei zu sein.