Person des Monats Mai 2016

Ilse Stöbe (rechts) mit Ihrer Mutter (Mitte) und ihrem Bruder Kurt MĂŒller (links) (Foto aus dem Besitz von Hans Coppi)

Ilse Stöbe
(105. Geburtstag)

Ilse Stöbe, am 17. Mai 1911 geboren in der Mainzer Str. 17 und in der damals ebenfalls zu Lichtenberg gehörenden Jungstraße 14 aufgewachsen, besucht zunĂ€chst die Knaben- und MĂ€dchenschule in der Scharnweberstraße, anschließend bis 1927 das StĂ€dtische Cecilien-Lyzeum Berlin-Lichtenberg. Ihre Ausbildung setzt sie an einer höheren Handelsschule fort.

Im April 1929 erhĂ€lt sie eine Anstellung im Verlagshaus Rudolf Mosse. ZunĂ€chst arbeitet sie in der Anzeigenabteilung, spĂ€ter wird sie SekretĂ€rin beim Chefredakteur des Berliner Tageblatts, Theodor Wolff. In der dortigen Redaktion begegnet sie auch dem Journalisten Rudolf Herrnstadt. Der Kommunist arbeitet fĂŒr den Nachrichtendienst der sowjetischen StreitkrĂ€fte (GRU). Nachdem sie sich angefreundet hatten, schließt sich Ilse Stöbes seiner Überzeugung an. Als Journalistin unternimmt sie mehrere Reisen in Europa, wobei sie vermutlich Kurieraufgaben erfĂŒllt.

Nach der MachtĂŒbernahme durch die NSDAP verlĂ€sst Ilse Stöbe Berlin und geht nach Breslau, wo sie zeitweise fĂŒr die Breslauer Neusten Nachrichten arbeitet. Es ist der Beginn ihrer journalistischen Laufbahn. Ab November 1935 folgt eine journalistische TĂ€tigkeit in Warschau. Auch Rudof Herrnstadt befindet sich zu dieser Zeit in Warschau. Sie unterstĂŒtzt ihn dabei, eine Kontaktstelle des GRU aufzubauen und fĂŒhrt seitdem den Decknamen „Alta“. Herrstadt stellt sie auch dem deutschen Botschafter Rudolf von Scheliha vor, demgegenĂŒber er sich als Angehöriger des britischen Secret Service ausgibt. Das VerhĂ€ltnis zueinander bringt weitreichende Konsequenten mit sich.

Ihr Ruf als gute Journalistin trĂ€gt inzwischen FrĂŒchte. In Warschau arbeitet sie fĂŒr viele deutsche Zeitungen. Sie tritt dabei als gute deutsche StaatsbĂŒrgerin auf. Anfang 1939 erklĂ€rt sich Ilse Stöbe sogar dazu bereit, als Kulturreferentin fĂŒr die NS-Frauenschaft tĂ€tig zu werden. 1940 kehrt sie nach Berlin zurĂŒck und beginnt, unterstĂŒtzt von Rudolf von Scheliha, eine BeschĂ€ftigung in der Informationsabteilung des AuswĂ€rtigen Amts. Dort gesammlete Informationen leitet sie an den sowjetischen militĂ€rischen Nachrichtendienst weiter. Ihre Versuche, Stalin ĂŒber den kurz bevorstehenden Überfall Nazi-Deutschlands auf die UdSSR zu informieren, werden in Moskau nicht zur Kenntnis genommen.

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Sowjetunion versucht der sowjetische Geheimdienst vergeblich, Kontakt zur ihr aufzunehmen. Davon erfĂ€hrt die Gestapo und nimmt sie am 12. September 1942 im Zusammenhang mit Erkenntnissen ĂŒber die so genannte „RoteKapelle“ fest. Am 14. Dezember werden Ilse Stöbe und Rudolf von Scheliha vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 22. Dezember in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Eine Gedenkstele erinnert seit 12. November 2015 in der Frankfurter Allee 233 an die Familie Stöbe.

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