Person des Monats Mai

Arthur Stadthagen

Sozialdemokratischer Politiker, Jurist und Schriftsteller, wurde in Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.

Arthur Stadthagen entstammte einer gebildeten jĂŒdischen Familie. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Emil kam er am 23. Mai 1857 in Berlin zur Welt. Sie waren die dritten und vierten Söhne von Dr. phil. David Stadthagen und dessen erster Ehefrau Bertha, geb. Rieß. Arthur Stadthagen besuchte das Berliner Friedrichs-Gymnasium. Im Anschluss begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Berliner Friedrich-Wilhelm-UniversitĂ€t.

Am 19. Mai 1884 erhielt Arthur Stadthagen eine Anstellung als Rechtsanwalt am Berliner Landgericht II. Bei dieser Arbeit kam er sehr hĂ€ufig mit Menschen aus der Arbeiterschaft und den unterprivilegierten Schichten in BerĂŒhrung. In mehr als 1.000 Prozessen im Interesse dieser Mandanten, so ist es der Literatur zu entnehmen, erwarb er sich den Ruf eines „Anwalts fĂŒr die Armen“.

Anfang der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts schloss sich Arthur Stadthagen der sozialdemokratischen Bewegung an. Durch seine politische Einstellung geriet er immer wieder in Konflikt mit seinen Berufskollegen und wurde mehrere Male vor ein Ehrengericht gestellt. Am 17. November 1892 kam es endgĂŒltig zu seinem Ausschluss aus der Rechtsanwaltschaft. 1889 wurde er zum Berliner Stadtverordneten gewĂ€hlt. Bei einer Stichwahl im Februar 1890 errang er fĂŒr ein SPD Mandat fĂŒr den Deutschen Reichstag im Wahlkreis Potsdam 6 Niederbarnim. Beiden Gremien gehörte er bis zu seinem Tode an. Im Parlament arbeitete er in mehreren Kommissionen, die sich mit der Justiz- und Haushaltsverwaltung befassten. Als einziger sozialdemokratischer Jurist arbeitet er gemeinsam mit Karl Frohme (ebenfalls SPD) in der Kommission, die die letzten strittigen Fragen des BĂŒrgerlichen Gesetzbuches (BGB) behandelte.

Neben seiner parlamentarischen TĂ€tigkeit war Arthur Stadthagen auch publizistisch und schriftstellerisch tĂ€tig. Der Ratgeber „Das Arbeitsrecht“ ist als sein wichtigstes Buch anzusehen. Ein Extrakapitel darin erteilte RatschlĂ€ge in konkreten juristischen Angelegenheiten. Weitere BĂŒcher stellten das BĂŒrgerliche Gesetzbuch in allgemeinverstĂ€ndlicher Weise sowie die neue Unfallversicherung dar. In den Jahren von 1905 bis 1916 arbeitete Stadthagen auch als Redakteur fĂŒr den „VorwĂ€rts“. Im FrĂŒhjahr 1915 gehörte er zur innerparteilichen Opposition, die sich gegen die Mehrheit der Partei um Friedrich Ebert stellte. Im Dezember 1915 tat er dies auch offen kund. Im MĂ€rz 1916 fĂŒhrte das zu seinem Ausschluss aus der Reichstagsfraktion. In einer Abstimmung ĂŒber den Notetat fĂŒr das Jahr 1916 stellte er sich mit weiteren 17 Genossen offen gegen die BeschlĂŒsse seiner Partei. In der Folge wurde Stadthagen zu einem der MitbegrĂŒnder der „Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft“, die im April 1917 in Gotha die UnabhĂ€ngigen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) grĂŒndeten.

Arthur Stadthagen verstarb gerade 61-jÀhrig am 5. Dezember 1917 in Berlin an den Folgen einer chronischen sowie einer nicht behandelten Krankheit. Am 9. Dezember wurde er auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt. Seine Grabstelle mit der Nummer b 62-9 ist heute nicht mehr vorhanden.

 

Gruppenfotografie Ende des Jahres 1917 mit Angehörigen des USPD-Parteivorstandes und weiteren prominenten Vertretern der UnabhĂ€ngigen Sozialdemokraten anlĂ€sslich eines Besuchs von Viktor Adler (vierter von links), einem fĂŒhrenden Vertreter der österreichischen Sozialdemokratie. Unter den Abgebildeten: Arthur Crispien, Wilhelm Dittmann, Viktor Adler, Richard Lipinski, Wilhelm Bock, Alfred Henke, Curt Geyer, Fritz Zubeil, Hugo Haase, Fritz Kunert, Georg Ledebour, Arthur Stadthagen (zweite Reihe außen rechts) und Emanuel Wurm.

Gruppenfoto: Mit freundlicher Genehmigung des AdsD
PortrĂ€t oben: Reichstagshandbuch 1907Â