Person des Monats Juni
115. Geburtstag
Aktivist, Held der Arbeit, war Vorbild für Heiner Müllers „Der Lohndrücker“
Hans Garbe wurde am 7. Juni 1902 im pommerschen Reddin, Kreis Stolp, (heute Polen) geboren. Seine Mutter war die Plätterin Elisabeth Garbe, der Vater war unbekannt. Aufgewachsen ist Hans Garbe in Hinterpommern, bei den Großeltern, auf dem Gut des Majors von Zitzewitz. Dort musste er bereits als Kind Feldarbeit verrichten.
Er erlernte den Beruf des Maurers, verließ das Gut und ging nach Berlin. Schon in frühen Jahren war er politisch aktiv. Im Jahr 1920 wurde er Gewerkschaftsmitglied und schloss sich im gleichen Jahr dem Kommunistischen Jugendverband an.
Von 1930 bis 1948 arbeitete Hans Garbe in seinem Beruf als Maurer in Hohenschönhausen bei den Firmen Egona und Lembke. Im Jahr 1949 wurde er Ofenmaurer bei Siemens Plania, dem späteren VEB Elektrokohle Berlin. Hier trat Hans Garbe mit einigen wenigen Kollegen erstmals als Aktivist hervor. Bekannt wurde er durch die Übernahme der Arbeiten zur Generalüberholung eines Brennofens. Diese wurden von ihm in der Hälfte und Zeit und kostengünstiger als veranschlagt durchgeführt, dabei noch bei laufender Produktion. Fast alle Tageszeitungen berichteten darüber, so auch das Neue Deutschland vom 26. Februar 1950.
Diese Aktion brachte ihm auf der einen Seite viel Lob ein. Andererseits war sie auch Auslöser heftigster Diskussionen. Vor allem im Kollegenkreis verband man damit die Heraufsetzung der Arbeitsnormen und gleichzeitig ein Absinken der Löhne. Diese Auseinandersetzungen gingen bis in die Betriebsgewerkschaftsleitung.
Das Neue Deutschland vom 10. Juni 1950 druckte einen Artikel aus der Zeitschrift „Neuer Weg“ Nr. 5 ab, „Der große Durchbruch – Lebens- und Arbeitsbericht des Aktivisten Hans Garbe“. In ihm berichtet er u.a. auch über Erfahrungen mit Arbeitskollegen, die ihn als „Arbeiterverräter“ beschimpfen und ihm vorwarfen: „Er sei den Arbeitern in den Rücken gefallen“. In der Folgezeit zeigten viele weitere Artikel und öffentlich geführte Diskussionen, dass man sich bis in die Spitze der SED mit der Frage der Haltung gegenüber den Aktivisten auseinandersetzte. Dass sich die SED positiv auf die Seite der Aktivisten stellte, steht dabei ganz außer Frage.
Diese Auseinandersetzung erfasste viele Bereiche des öffentlichen Lebens, so auch die Kunst. Hans Garbe und seine Aktionen waren auch das Vorbild für Heiner Müllers Bühnenstück „Der Lohndrücker“, das nach seiner Uraufführung ebenso kontrovers diskutiert wurde.
1951 wechselte Hans Garbe seine Arbeitsstelle, er wurde technischer Mitarbeiter und Gütekontrolleur im VEB Wohnungsbau Lichtenberg, bevor er 1953 als technischer Oberreferent zum Magistrat von Groß Berlin wechselte. Vom 1955 bis 1957 arbeitete er als Hauptreferent im Ministerium für Bauwesen der DDR. Im Jahr 1957 wurde er Invalidenrentner.
Hans Garbe, der seit Mai 1946 Mitglied der SED war, wurde für seine Leistungen vielfach geehrt. Drei Mal wurde er als Aktivist ausgezeichnet und erhielt 1950 den Titel „Held der Arbeit“. Die Fritz-Heckert-Medaille, der Vaterländische Verdienstorden in Bronze und die Verdienstmedaille der DDR, waren weitere Auszeichnungen, die er im Laufe seines Lebens erhielt.
Er war mit der Buchhalterin Erika Garbe (geb. 10 September 1914) verheiratet.
Hans Garbe verstarb im Jahr 1981.
Quellen:
Dokumente zu Hans Garbe, Archiv Museum Lichtenberg
„Neues Deutschland“ 26.02.1950, 03.06.1950, 10.06.1950