Person des Monats August
(1934–2007)
Schriftsteller, Drehbuchautor, wohnte in 1960er und 1970er Jahren in Rummelsburg und Friedrichsfelde
Ulrich Plenzdorf während einer Autorenlesung ausgewählter Lieder in der Buchhandlung Starik am Rosenthaler Platz in Berlin am 07. Dezember 1993. Foto: Günter Prust
Ulrich Plenzdorf wurde am 26. Oktober 1934 in Berlin-Kreuzberg geboren. Er entstammte einer Arbeiterfamilie, der Vater war Maschinenbauer. Seine Eltern, Martha und Ewald Plenzdorf, waren beide aktive Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands. In der NS-Zeit hatten sie immer wieder unter Repressalien zu leiden und wurden sie mehrmals verhaftet.
Im Jahr 1950 erfolgte der Umzug der Familie von West- nach Ost-Berlin. Hier in Lichtenberg legte Ulrich Plenzdorf 1954 das Abitur ab. Im gleichen Jahr begann er ein Studium der Philosophie und des Marxismus-Leninismus an der Leipziger Universität, das er nach drei Semestern wieder abbrach. 1955 heiratete er Helga Lieske. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Bis 1958 war er dann als Bühnenarbeiter bei der DEFA tätig und leistete 1958/59 seinen Wehrdienst bei der NVA ab.
Ulrich Plenzdorf begann 1959 ein Studium an der Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg. Nach seinem Abschluss im Jahr 1963 ging er wieder zur DEFA und arbeitete als Dramaturg und Drehbuchautor. Hier entstanden u.a. die Szenarien zu den Filmen „Mir nach Canaillen“ (1964), „Weite Straßen – stille Liebe“ (1969) und „Kennen Sie Urban“ (1970). 1972 wurde in Halle die Bühnenfassung seines Stückes „Die Leiden des jungen W.“ uraufgeführt. Dies wurde ein großer Erfolg, der ihn in Ost und West bekanntmachte. Ursprünglich 1969 als Filmszenario für die DEFA geschrieben, erschien es 1973 auch als Buch, das seither in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde. 1976 wurde das Stück in der Bundesrepublik Deutschland auch verfilmt. Ein großer Erfolg war ebenfalls das Drehbuch zum DEFA-Spielfilm „Die Legende von Paul und Paula“, in dem Ulrich Plenzdorf auch Lieder der Pudys wie „Geh zu ihr“ verwendete. Der vom Regisseur Heiner Carow gedrehte Film hatte 1973 seine Uraufführung. Sechs Jahre später erschien unter dem Titel „Die Legende vom Glück ohne Ende“ die Romanfassung des Stoffes. Zwischen 1986 und 1989 entstanden zwei weitere Theaterstücke nach Romanen von Tschingis Aitmatow, „Ein Tag länger als ein Leben“ und „Zeit der Wölfe“.
Nach der Wende wurde Ulrich Plenzdorf im Jahr 1992 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Als Drehbuchautor arbeitete er für die ARD-Serie „Liebling Kreuzberg“, dafür erhielt er 1995 den Adolf Grimme Preis. Für das ZDF entstand das Fernsehspiel „Vater Mutter Mörderkind“. Ebenfalls für das Fernsehen schrieb er das Drehbuch für den Film „Abgehauen“, nach der Autobiographie von Manfred Krug. Ab dem Jahr 2000 arbeitete Ulrich Plenzdorf auch als Übersetzer. Seine erste diesbezügliche Arbeit „Die ohne Segen sind“ von Richard van Camp, wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seit 2004 hielt er als Gastdozent Vorlesungen am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.
Im Alter von 72 Jahren verstarb Ulrich Plenzdorf nach einer längeren Krankheit am 9. August 2007 in einem Krankenhaus in der Nähe von Berlin. Beigesetzt wurde er in Alt-Rosenthal in der Nähe von Seelow, wo er zuletzt gewohnt hatte.