Person des Monats November
(1910–1992)
Ă„rztin, Sozialhygienikerin, Direktorin des Instituts fĂĽr Sozialhygiene in Berlin-Lichtenberg, wohnte in Berlin Karlshorst
Hildegard Marcusson wurde am 14. Januar 1910 in Berlin geboren. Sie war die Tochter des jüdischen Arztes Dr. Georg Zehden. Bis zum Jahr 1929 besuchte sie in Berlin die Cäcilienschule. Nach ihrem Abschluss begann sie ein Medizinstudium an der Berliner Universität. In dieser Zeit wurde sie Mitglied der roten Studentengruppe und der Internationalen Arbeiterhilfe. Wegen ihrer kommunistischen Betätigung wurde sie 1933 von der Universität relegiert.
Daraufhin emigrierte Hildegard Marcusson aus Deutschland. Zunächst ging sie nach Italien. Dort beendete sie 1935 ihr Studium. Ab dem Jahr 1936 lebte sie in der Sowjetunion, wo sie als Ärztin tätig war.
Im Januar 1947 kehrte sie mit ihrem Mann, dem Arzt Dr. Erwin Marcusson, nach Berlin zurĂĽck. Die beiden hatten 1934 geheiratet. Wenige Wochen nach ihrer RĂĽckkehr, am 19. Februar 1947, wurde ihr Sohn Peter geboren.
Im gleichen Jahr wurde Hildegard Marcusson Mitglied der SED: Bis zum Jahr 1949 arbeitete sie an der Kinderklinik der Charité in Berlin. In den folgenden Jahren, bis 1954, war sie freiberuflich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verlag Volk und Gesundheit tätig.
Ab 1954 wurde das Institut für Sozialhygiene und Organisation des Gesundheitsschutzes in Berlin-Lichtenberg ihr neues Betätigungsfeld. Zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, später leitete sie diese Einrichtung. Dieses Institut war unter maßgeblicher Leitung ihres Mannes 1948 neu gegründet worden. Ein Vorgängerinstitut bestand seit 1925.
Entsprechend ihrer Ausbildung als Kinderärztin beschäftigte sie sich in vielfältigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit den Problemen Heranwachsender und deren Erziehung. Zu ihnen zählen das „Lehrbuch für die Ausbildung von Kindergärtnerinnen“, „Die Gesundheit des Kindes im Vorschulalter“ und „Die Erkrankungen im Kindesalter“. Besonderes Aufmerksamkeit schenkte sie der Mütterberatung und Schulhygiene.
Hildegard Marcusson verstarb am 21. August 1992 in Berlin. Damit jährte sich ihr Todestag vor wenigen Monaten zum fünfundzwanzigsten Mal.
Für ihre Arbeit wurde Hildegard Marcusson vielfach geehrt. Sie trug den Ehrentitel „Verdienter Arzt des Volkes“ und wurde mit dem Vaterländischer Verdienstorden in Gold, der Medaille „Kämpfer gegen den Faschismus 1933 – 1945“ und der Clara-Zetkin-Medaille ausgezeichnet. Seit 2006 trägt eine Straße im Wohnquartier „Berlin Campus“ in Rummelsburg den Namen Hildegard-Marcusson-Straße.
Bildquelle: Fischer/Rohland/Tutzke: "FĂĽr das Wohl des Menschen - 30 Jahre Gesundheitswesen der Deutschen Demokratischen Republik", VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1979