Person des Monats Oktober
1868 - 1948
Mit seinen Erfindungen und Patenten brachte Paul Schmidt gewissermaßen Licht ins Dunkel. Seine Batterien bewarb er mit dem Slogan „Daimon – die helle Freude“. Die erste serienreife Trockenbatterie mündete in der Entwicklung der ersten Taschenlampe. Ohne diese Erfindung ist das heutige Leben kaum noch vorstellbar, weil Mobiltelefone, Uhren, Fahrradcomputer und viele andere praktische alltägliche Geräte ohne sie nicht denkbar sind. Paul Schmidt zählt darum zu den Pionieren der Moderne. Woher kam Paul Schmidt und woher bezog er seine Impulse?
Paul Schmidt wurde am 11. Mai 1868 in Köthen/Anhalt geboren. Sein Vater, Friedrich Wilhelm Schmidt, war Eisenbahner bei der Königlichen Eisenbahndirektion. Auf Drängen der Mutter sollte der Sohn Buchdrucker werden, doch er setzte durch, dass er eine Schlosserlehre begann. Sein Lehrherr, Julius Krähe, war ein hochangesehener Handwerksmeister und Vorsitzender der Schlosserinnung. Spezialisiert auf die Produktion von Blitzleiteranlagen, Haus- und Hotel-Telegraphie sowie Telefonanlagen, befand sich die Firma ganz auf der Höhe der Zeit und der junge Paul Schmidt konnte sich bereits in seiner Lehrzeit grundlegende Kenntnisse in der Schwachstromtechnik aneignen. Nach seiner Wanderschaft fand er bei dem Mechaniker Günther Hoppe Anstellung. Der beschäftigte sich u.a. mit der Herstellung elektrischer Uhren, die von Batterien betrieben wurden. Schon hier zeigte der junge Handwerker Interesse an der Verbesserung der Stromquellen. Die aus Glasbehältern mit Säure bestehenden Batterien konnten durch äußere Einflüsse oder Frost leicht beschädigt werden und auslaufende Säure gefährdete die Uhren. 1891 ging Paul Schmidt nach Berlin und war als Mechaniker im Telefon- und Apparatebau tätig. Hier experimentierte er schon mit Trockenelementen. Durch die Mitgift seiner Frau Henriette, geb. Schröter, die er 1893 in Köthen geheiratet hatte, gelang es ihm, sich selbständig zu machen. 7.000 RM reichten, um 1896 in der Rostocker Straße 53, Berlin NW 87, eine eigene Reparaturwerkstatt einzurichten, die „Elektrotechnische Anstalt Paul Schmidt“. Hier gelang ihm der entscheidende Durchbruch zur Verbesserung galvanischer Elemente. Am 19. März 1896 ließ er sich sein „Galvanisches Trockenelement mit Flüssigkeitsvorrat“ patentieren. Diese Art Trockenbatterie ließ erstmals eine Massenproduktion zu und Schmidt war in der Lage, eine Geschäftstätigkeit von großem Umfang zu beginnen. Zunächst wurde er Mitgesellschafter und Betriebsleiter der HYDRA-Werke, die seit 1896 galvanische Elemente für die Post herstellte. 1900 gründete er in der Chausseestraße 82 seine eigene „Elektrotechnische Fabrik Schmidt & Co.“ und begann mit der Produktion kleiner Zellen, deren Umsatz sehr schnell stieg. Es entstand das noch gültige Standartmaß für Taschenlampenbatterien 14,5 x 55 mm. 1906 ließ er die erste „Elektrische Taschenlaterne“ patentieren. Auf ihrem technischen Prinzip basieren noch immer die meisten Taschenlampen.
Der Erfolg Paul Schmidts war auch mit kaufmännischem Talent verbunden. Mit dem registrierten Markennamen „Daimon“ machte er sein Produkt erst in Deutschland, dann auch international bekannt. Das Unternehmen expandierte mit Zweigbetrieben in Berlin und Bodenbach an der Elbe. In neu gegründeten Unternehmen wurden Glühbirnen für die Taschenlampen, später auch die Glühfäden hergestellt. „Daimon“ produzierte ab 1921 in Köln, 1923 in Danzig, 1927 in Tetschen sowie Stargard und war nicht nur in Deutschland Marktführer. Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte es ihm, 1910 das Gutshaus Hohenschönhausen für 182.000 Reichsmark zu kaufen. In der Große-Leege-Straße 97/98 begann er Anfang der 1920er Jahre, unter seinem Markennamen auch Radioempfänger zu bauen. Doch dieses Produkt war ein wirtschaftlicher Fehlschlag, sodass er Konkurs anmelden musste. 1927 zog er sich im Alter von 57 Jahren aus der Geschäftsleitung zurück. Seine Söhne und der Schwiegersohn führten das Unternehmen weiter. Paul Schmidt starb 1948 im Alter von 80 Jahren. Zuvor musste er erleben, dass sein Stammbetrieb in Wedding von Bomben zerstört wurde. Der Markenname Daimon überlebte den Krieg und Batterien wurden u.a. in Berlin-Reinickendorf weiter produziert, bis Duracell die Marke 1983 übernahm.
Bilderquelle: Förderverein Schloss Hohenschönhausen e.V.