Person des Monats Dezember

Friedrich Wolf - Arzt und Schriftsteller, Politiker

1888 - 1953

Vom schriftstellerischen und dramatischen Werk Friedrich Wolfs ist in der Gegenwart kaum noch etwas bekannt. Der Zeitgeist erinnert sich bestenfalls an seine Söhne Konrad und Markus Wolf. Bis vor 30 Jahren gehörte Friedrich Wolf noch zu den am häufigsten aufgeführten
deutschen Dramatikern. Sein Kindermärchen von der Weihnachtsgans Auguste aus dem Jahr 1946 wird bei Aufbau-Verlag weiter verlegt. Wer war der am Vorabend des Weihnachtsfestes 1888 Geborene? Fritz Wolf, wie es in der Geburtsurkunde steht, gehörte mit seiner Geburt zu den 400 jüdischen Bürgern von Neuwied. Dort betrieb sein Großvater Emil Meier eine Textilfabrik und ein dazu gehöriges Geschäft. An beiden war auch Friedrichs Vater Max Wolf beteiligt.
In Neuwied besuchte Fritz Wolf die Israelitische Elementarschule das Königliche Gymnasium. Seine Eltern wünschten ihn sich als Rabbiner, aber er begann ab 1908 ein Studium an der Münchner Kunstakademie. Allerdings entschloss sich Friedrich Wolf zu einem Medizinstudium.
Vor allem die Studienjahre in Berlin wurden prägend für ihn, wo er die Aufführungen im Deutschen Theater von Max Reinhardt besuchte.
1912 legte er sein ärztliches Staatsexamen. Im Anschluss an seine Approbation nahm er eine Stelle bei der Norddeutschen Lloyd als Schiffsarzt an.
Mit Kriegsbeginn 1914 wurde Friedrich Wolf zum Militärdienst eingezogen und ging als Truppenarzt an die Westfront. Unter dem Eindruck seiner Verwundung und Verschüttung sowie durch den Tod seines Freundes Paul Bender entstanden erste Antikriegsgedichte und die später überarbeitete erste Erzählung „Langemark“.
Nachdem er Lazarettdienst geleistet und den Kriegsdienst verweigert hatte, wählte ihn der Dresdener Arbeiter- und Soldatenrat in den Lazarettausschuss. 1920 übernahm Friedrich Wolf eine Stelle als Stadt- und Wohlfahrtsarzt in Remscheid. Dort leitete er während der Kämpfe gegen die Freikorps 1920 einen Sanitätsstützpunkt. Zugleich trat er bei öffentlichen Versammlungen während der Massenstreiks auf und sprach bei der Beisetzung gefallener Kämpfer. Als Wohlfahrtsarzt setzte er zudem im Ort sozialpolitische Reformen durch und hielt mit seiner ersten Frau Kaethe geb. Gumphold Vorträge an der Volkshochschule. Kurze Zeit danach lebte er mit seiner Familie in Worpswede in einem kommunistischen Siedlungsprojekt des Jugendstilmalers Heinrich Vogler. Das Ehepaar ließ sich scheiden und Friedrich Wolf heiratete 1922 Else Dreibholz. In Ludwigsburg arbeitete er als Kassenarzt. Dort wurden die Söhne Markus (1923) und Konrad (1926) geboren. Vor allen bei den Arbeitern erwarb er sich in dieser Zeit durch seinen selbstlosen Einsatz großes Vertrauen und Sympathien. Zugleich entstand auch sein Schauspiel „Der Arme Konrad“, das ihn als Dramatiker bekannt machte. Ein von ihm erarbeiteter medizinischer Ratgeber („Die Natur als Arzt und Helfer“) verhalf ihm ebenfalls zu Bekanntheit und sicherte darüber hinaus der Familie das Auskommen. 1928 positionierte er sich mit der programmatischen Schrift „Kunst ist Waffe“ als Kommunist und Mitglied u.a. im Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller. Erste künstlerische Erfolge brachte ihm das Stück „Cyankali“. Zugleich ging mit seinem Engagement gegen den § 218 seine Verhaftung einher, jedoch kam er durch Proteste wieder frei. Von den Nazis verfolgt musste Friedrich Wolf 1933 ins Exil gehen. Sein Weg führte ihn über Österreich, die Schweiz und Frankreich im November 1933 nach Moskau. Mit den Kindern traf seine Frau Else im März 1934 in Moskau ein. Hier begann er mit der Arbeit an dem Drama „Professor Mamlock“, das in Warschau in jiddischer Sprache uraufgeführt wurde. Es folgten Aufführungen in Tel Aviv, Zürich und Moskau, in New York dann „Die Matrosen von Cattaro“. Am 11. Juni 1935 gaben die Nazis Friedrich Wolfs Ausbürgerung aus Deutschland bekannt. Er stand auf der gleichen Liste wie Bertold Brecht, Erika Mann, Walter Mehring und Erich Ollenhauer. Seinen Anträgen, sich als Arzt am Spanischen Bürgerkrieg zu beteiligen, wurden nicht stattgegeben. Er verließ die Sowjetunion und lebte in Paris und Sanary-sur-Mer. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde er in Le Vernet interniert. Mit sowjetischer Hilfe und einem falschen Pass entging er der Auslieferung an die deutschen Behörden und traf im März 1941 wieder in Moskau ein.
Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion arbeitete Friedrich Wolf als Propagandist der Roten Armee. Bis zum Ende des Krieges entstanden hunderte Flugblätter und Aufsätze, die zur Beendigung des Krieges aufriefen. 1943 gehörte er zu den Mitbegründern der Nationalkomitees „Freies Deutschland“. Im September 1945 kehrte Friedrich Wolf nach Deutschland zurück. Es folgte eine intensive Arbeit am Rundfunk, für den er Hörspiele schrieb, und am Theater. Friedrich Wolf wurde mit seinen Stücken einer der meistgespielten zeitgenössischen deutschen Dramatiker. 1949 wurde Friedrich Wolf zum Chef der diplomatischen Mission der DDR in Warschau ernannt und schließlich zum außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter. In seiner Amtszeit, am 6. Juni 1950, kam es zum Abschluss des deutsch-polnische Staatsvertrages. Das gleichzeitig geschlossene Kulturabkommen trägt Friedrich Wolfs Unterschrift. Auf eigene Bitte beendete er 1951 seine Arbeit als Botschafter. An seinem Wohnort Lehnitz setzte Friedrich Wolf seine Arbeit als Schriftsteller fort. Dort verstarb er am 5. Oktober 1953 an einem Herzinfarkt. Seine Urne wurde auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.

 

Bilderquelle: Bundesarchiv_Bild_183-14811-0013,_Berlin,_3._Deutscher_Schriftsteller-Kongress.jpg: Gielow

 

 

 

 

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