Person des Monats April

Martin Friedrich Loeper - Großbauer und Dorfschulze in Lichtenberg, nach ihm wurde der Loeperplatz benannt

1791 - 1874

 

Die Loepers (es gibt auch die Schreibweise Löper) waren eine Großbauern- bzw. Gutsbesitzerfamilie in Lichtenberg. Von ihnen sind so gut wie keine biographischen Daten bekannt, trotzdem haben sie in Lichtenberg einige Spuren hinterlassen. Soweit heute bekannt, war Martin Friedrich Loeper der Älteste in dieser Reihe. Er lebte von 1791 bis 1874. Von besonderer Bedeutung für den Ort Lichtenberg war seine Berufung zum Dorfschulzen. Er übte dieses Amt vom 17. Januar 1844 bis zum 3. Juni 1861, also 17 Jahre lang aus. Die Verwaltung eines Dorfes war damals recht einfach gestaltet. An der Spitze stand der Schulze. Er war für die Bearbeitung der gesamten Gemeindeangelegenheiten zuständig. Mit zwei weiteren Gerichtsmännern, den Schöffen, bildete er das Dorfgericht und war auch für die Dorfpolizei zuständig. In den Versammlungen der Gemeinde hatte er die Leitung. Ein feste Amtszeit gab es nicht, diese wurde individuell nach freiem Ermessen der jeweiligen Herrschaft geregelt. In der Gemeinde Lichtenberg gab es eine Besonderheit. Die zum Ort gehörenden Kolonien Friedrichsberg und Kiez hatte eigene Ortsvorsteher, die eine gewisse Selbstständigkeit bei der Verwaltung hatten. Alle generellen Vorgänge, hauptsächlich alle Vermögens- und Rechnungsangelegenheiten, landwirtschaftliche Belage und Wegesachen gehörten zur Zuständigkeit des Schulzen der Gesamtgemeinde. Das Amt als solches war ehrenamtlich, doch ergaben sich daraus eine Reihe, auch finanzieller, Vorteile. Als Entschädigung erhielten sie eine Dotation von 2 Morgen 15 Quadratmetern Ackerland und Wiese zur ausschließlich eigenen Nutzung. In ihrer Eigenschaft als Steuererheber ihres Verwaltungsbereiches erhielten sie Tantiemen von den eingezogenen Staatssteuern. Nach älteren Bestimmungen war der Schulze während seiner Amtszeit auch vom Zins auf sein Land befreit, sowie von weiteren Abgaben auf sein Vieh und seinen Ertrag. So beschreibt es Dr. E. Unger in seiner Geschichte von Lichtenberg bis zur Erlangung des Stadtrechts. Was nun die Amtsübernahme von Martin Friedrich Loeper betrifft gibt es im Hauptlandesarchiv von Brandenburg in Potsdam einen Briefwechsel zwischen dem Ober-Bürgermeister Rath, der Königlichen Regierung zu Potsdam, Abteilung des Inneren und dem Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg. Darin geht es um die Beschwerde des Martin Loeper zu Lichtenberg, der ganz offensichtlich nicht mit der Höhe der Einkünfte aus dem Schulzenamt, genannt Renumeration, einverstanden war. Mit verschiedenen Argumenten, so beispielsweise wer diese Entschädigung zu zahlen hätte, die Gemeinde, die Gutsherrschaft oder beide Seiten je zur Hälfte, war es ihm gelungen die Amtsübernahme um fast ein Jahr hinauszuzögern. Nach einer Einigung übernahm Martin Friedrich Loeper letztlich am 17. Januar 1844 das Dorfschulzenamt in Lichtenberg. Unter Anrechnung der ihm erlassenen Getreidepacht von 3 Scheffeln Roggen jährlich, wurden ihm 22 Reichstaler (?) pro Jahr aus der Stadt-Hauptkasse seitens der Gutherrschaft ausgezahlt.

In seiner Amtszeit gab es in Lichtenberg einige zum Teil tiefgreifende Ereignisse, die den Ort zum Teil noch heute prägen. Eine betraf die Kirche und ihre Trennung vom bisherigen Pfarrverband mit Friedrichsfelde. Der Berliner Magistrat in seiner Eigenschaft als Patron der Lichtenberger Kirche machte sich für diese Trennung stark. Wegen der weiten Entfernung der beiden Ortschaften wurde eine seelsorgerische Betreuung durch nur einen Pfarrer bei stetig wachsender Bevölkerung immer schwieriger. Mit dem 1. Oktober 1850 schied Lichtenberg aus dem Pfarrverbund mit Friedrichsfelde aus. Gemeinsam mit Friedrichsberg, dem Lichtenberger Kiez und Stralau bildeten sie eine eigene Parochie. Bereits im Jahr 1848 hatte die Gemeinde gegenüber der Kirche ein Grundstück für die Errichtung eines Pfarrhauses erworben. Besonders das Jahr 1857 war für Lichtenberg herausragend. Zum einen wurde in diesem Jahr der Weg von der Frankfurter Chaussee zum Ort und die Dorfstraße, die heutige Möllendorffstraße, gepflastert. Bis dahin, so hieß es in einigen Berichten aus dieser Zeit, glich dieser Weg einem „schier unergründlichen Morast, in welchem die Wagen bei Regenwetter bis an die Achse tief einsanken. Die Gesamtausgaben für dieses Unterfangen beliefen sich auf 2.854 Taler, 16 Groschen und 6 Pfennigen. Davon übernahm Berlin 300 Taler. Von wirklich herausragender Bedeutung in diesem Jahr war für die Lichtenberger aber die Einweihung eines neuen Schulgebäudes. Bis dahin fand der Unterricht in einem einzigen Klassenzimmer statt, das nach Aussagen des Ortspfarrers 23,5 Fuß lang und 14 Fuß breit war. Darin wurde in zwei Schichten 106 Kinder unterrichtet. Bei der stetig steigenden Bevölkerung erhöhte sich zwangsläufig auch die Zahl schulpflichtiger Kinder. Die Zustände wurden immer unhaltbarer. Man entschloss sich, das alte Gebäude abzureißen und einen massiven zweistöckigen Bau zu errichten. Neben drei Klassenzimmern für 60 bis 80 Schüler waren in der Schule auch drei Lehrerwohnungen, bestehend aus Stube, Kammer und Küche, untergebracht. Hinzu kamen noch Keller- und Bodenräume. Im April 1857 begann der Bau und am 26. Oktober 1857 konnte er seiner Bestimmung übergeben werden. Während seiner Amtszeit als Dorfschulze war Martin Friedrich Loeper an diesen Dingen mitbeteiligt oder brachte sie unmittelbar voran. Da es, wie bereits erwähnt, keine von vorn herein festgelegter Amtszeit gab, musste er, um aus dem Amt auszuscheiden, einen entsprechenden Antrag stellen. Erst das vierte dieser Ersuchen wurde gewährt und so schied er am 3. Juni 1861 aus dem Amt. Die Familie Loeper hinterließ in Lichtenberg noch weitere Spuren. Am auffälligsten ist ihre Familienbegräbnisstätte, ein in griechisch-dorischen Stil errichtetes Mausoleum auf dem Friedhof in der Plonzstraße (Eingang Gotlindestraße 46). Im Jahr 1914 wurde der im alten Ortskern Lichtenbergs gelegene ehemalige Wilhelm-Platz in Loeperplatz umbenannt. Das gleich neben der dort stehenden Dorfkirche errichtete Denkmal des „Sämanns“ soll den 1910 verstorbenen ehemaligen Großbauern Julius Loeper darstellen.  Diese Statur wurde um 1915 von einem unbekannten Künstler gefertigt und aufgestellt. Von einem weiteren Familienmitglied, Dorothee Luise Wilhelmine Loeper (1822-1842), gibt es ein Grabkreuz auf dem ehemaligen Dorffriedhof von Lichtenberg, gelegen oberhalb der Frankfurter Allee.

Alle hier aufgeführten Hinterlassenschaften der Familie Loeper stehen heute auf der Denkmalliste der Stadt Berlin.

Quellen:

 Archivmaterial des Museums Lichtenberg

 Dr. jur. E. Unger: Geschichte Lichtenbergs Bis zur Erlangung des Stadtrechts; Verlag W. Weber, Berlin 1910

 Denkmalliste der Stadt Berlin

 Landeshauptarchiv Brandenburg in Potsdam; Rep. 2A I Kom Nr. 1453; Seiten 10; 11; 23; 33

 Wikipedia; Loeper (Familie); Stand 15.03.2019

 Autor: Jörg Bock

 

 

                                                  

Bild: Skulptur „Der Sämann“ auf dem Loeperplatz/Museum Lichtenberg            

 

 

 

 

 Bild: Gruft der Familie Loeper auf dem Friedhof Gotlindestraße/Museum Lichtenberg

 

 

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