Person des Monats Juni
1884 - 1974
Werner Ludwig Otto Issel wurde am 11. Juni 1884 in Buxtehude geboren. Sein Vater Hans Issel war Lehre für das Baugewerk und verfasste auch Lehrbücher. Von 1892 bis 1898 unterrichtete er an der Baugewerkschule Idstein. In dieser Zeit besuchte Werner Issel die dortige Schule. Seine berufliche Ausbildung erhielt er dann an der Gewerbeschule Hildesheim. Die erste Arbeitsstelle von Werner Issel war ab 1906 die Bauabteilung der AEG. Dort war er mit der architektonischen Bearbeitung sämtlicher Auftragsbauten beschäftigt. Die Errichtung von Industrie- und Wohnbauten in ganz Deutschland gehörte dazu. Hauptsächlich beschäftigte er sich mit dem Kraftwerksbau und dem Entwurf der dazugehörigen Gebäude. Dazu zählte 1910 das Kraftwerk Hegemühle in Eberswalde, 1911 die Kraftwerke in Pirna und Fortuna bei Köln und 1913 das Kraftwerk Altona. Seit 1913 arbeitete er auch eng mit dem Architekten Walter Klingenberg zusammen. Ab 1914 war Werner Issel freischaffender Architekt. Gemeinsam mit Walter Klingenberg gründete er 1915 die Firma Klingenberg & Issel. Fortan wurden Kraftwerke und andere Projekte von ihnen gemeinsam entworfen und entwickelt. Von 1924 bis 1926 waren sie am Bau des Großkraftwerks Rummelsburg (heute Kraftwerk Klingenberg) beteiligt. Dieses Kraftwerk, das im Auftrag der BEWAG errichtet wurde, hatte Georg Klingenberg (der Bruder von Walter Klingenberg) projektiert. Doch es waren nicht nur Industrieanlagen, mit denen sich die beiden Architekten beschäftigten. Beispielgebend dafür stehen zwei von ihnen entworfene Landhäuser aus dem Beginn der zwanziger Jahre. So 1922 das Haus von Dr. Ing. Georg Klingenberg in Berlin-Westend und 1924 für Dr. Gesky in Berlin-Dahlem. In den folgenden Jahren waren sie an weiteren Großprojekten beteiligt, so 1929 am Bau des Kraftwerks Unterelbe in Schulau. Ab dem Ende der zwanziger Jahre führte Werner Issel alleine ein Planungsbüro in Berlin. Nach 1935 beschäftigte sich Issels Firma mit der Projektierung von Flugzeugfabriken. Zu diesem Zeitpunkt waren bis zu 10 Kollegen beim ihm beschäftigt. Die Errichtung der Flugzeug- und Motorenwerke von Junkers in Dessau geht auf sie zurück. Zu den Industriebauten veröffentlichte Werner Issel einige Artikel in den einschlägigen Fachzeitschriften. Nach dem 2. Weltkrieg verlegte Werner Issel sein Büro nach Wiesbaden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war Planung von komplexen Industrieanlagen, so 1948 beim Neubau der Transformatorenfabrik der AEG in Stuttgard-Cannstat sowie bei der Errichtung von Hochdruckanlagen für die chemische Industrie. Beim Kraftwerksbau galt es, sich den gestiegenen höheren Leistungen anzupassen und den neuen Anforderungen bei der Einbindung von Heizkraftanlagen in die städtische Struktur gerecht zu werden. 1954 verlegte er sein Büro erneut, diesmal nach Bad Sachsa. Dort verstarb Werner Issel im Alter von 90 Jahren am 16. November 1974.
Werner Issel gilt als einer der bedeutendsten Architekten von Industriebauten im 20. Jahrhundert, der an der Planung und Realisierung zahlreicher Projekte im In und Ausland beteiligt war. Neben dem Kraftwerk Rummelsburg waren es in Berlin das Umspannwerk Zauritzweg in Charlottenburg und das Umspannwerk Putzlitzbrücke in Moabit, die von ihm realisiert wurden.
Quellen:
Archivmaterial zu Werner Issel aus dem Archiv des Museums Lichtenberg
Werner Issel bei wikipedia
Stand 10.05.2019
Werner Issel bei archiinform
https://deu.archinform.net/arch/2936.htm
Stand 10.05.2019
Wolfgang Ribbe/Wolfgang Schäche (Hrsg.)
Baumeister – Architekten – Stadtplaner
Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins
Berlin, Strapp, 1987
Historische Kommission zu Berlin