Am 24. Mai 1288 wurde das Dorf Lichtenberg in einem Grenzstreit zwischen dem Dorf Stralow (Stralau) und Rosenfelde in einer Urkunde erstmals erwähnt. Es ist der früheste Verweis auf die Existenz des Ortes, der heute namensgebend für den Bezirk ist. Um das Dorf Lichtenberg herum existierten zu dieser Zeit bereits andere Ortschaften, die wir noch heute kennen. Außer Rosenfelde, 1699 in Friedrichsfelde umbenannt, zählen dazu Wartenberg, 1270, Malchow, 1344, Hohenschönhausen, 1352 und Falkenberg, 1370 erstmals urkundlich erwähnt. Kirchenbauten weisen auf eine frühere Existenz aller Dörfer hin, so die vermutlich um 1260 entstandene heutige Taborkirche in Hohenschönhausen.
Die deutsche Besiedlung der Mark Brandenburg im 13. Und 14. Jahrhundert stellte den Ausgangspunkt der dörflichen Entwicklung auch von Lichtenberg dar. Diese dauerte gute 600 Jahre an.
735 Jahre Lichtenberg bedeutet darum Jahrhunderte ländlichen Lebens vor den Toren der Stadt Berlin, in dessen Besitz sich das Kämmereidorf Lichtenberg seit 1391 befand. Aber das bedeutet auch, wie für die anderen der heute zum Bezirk Lichtenberg zählenden Dörfer und Ortsteile, keinen ruhigen Gang der Zeit. Sie durchlitten Zeiten des Niedergangs im Dreißig- und Siebenjährigen Krieg ebenso wie sie ihre Blütezeiten erlebten. So hat jedes Dorf auch seine große Zeit mit großen Geschichten. Davon handelte eine Ausstellung im Museum Lichtenberg, für die das Datum vor damals 725 Jahren den Anlass bot. Nicht jeder wird diese Geschichten kennen, vielleicht aber Namen gehört haben wie diese: Marie Elisabeth von Humboldt, Christian Friedrich Scharnweber, Graf von Möllendorff, Carl August von Hardenberg, Louis Ferdinand von Preußen, Johann Carl Sigismund von Treskow und Peter Joseph Lenné. Neben den Dorf- und Ortsgeschichten erzählen diese Namen von dem, was sich an märkischer und brandenburgisch-preußischer Geschichte auf dem Gebiet des heutigen Lichtenberg ereignete.
Die Entwicklung zur Stadt setzte ganz allmählich mit den preußischen Landreformen von 1807 und 1814 ein. Bürger und Bauern konnten Land erwerben. Doch es dauerte noch über 50 Jahre, bis die Stadt Berlin mit ihrer industriellen Expansion auch die östlich gelegenen Landgemeinden erreichte. Die Stadtgeschichte Lichtenbergs beginnt mit den Ansiedlungen auf dem Lichtenberger Kietz (heute zwischen Lück- und Weitlingstraße), der Colonie Victoriastadt und Friedrichsberg (heute Friedrichshain um Jessner und Gürtelstraße) und Boxhagen/Rummelsburg, Mit großem Einsatz gelingt es dem Vorsteher der Landgemeinde Lichtenberg, Oskar Ziethen, am 16. Oktober 1907 das Stadtrecht für das 68.000 Einwohner*innen zählende Lichtenberg zu erhalten. 1912 schließt sich die Landgemeinde Boxhagen/Rummelsburg Lichtenberg an. Die Stadt Lichtenberg hat zu diesem Zeitpunkt 143.000 Einwohner*innen. 1920 wird Lichtenberg 17. Verwaltungsbezirk von Groß-Berlin. Zu ihm gehören Marzahn, Hellersdorf, Biesdorf, Mahlsdorf, Kaulsdorf und Friedrichsfelde mit Karlshorst. Der Bezirk hatte über 183.000 Bewohner*innen und war der größte Industriebezirk im Osten der Stadt. 1938 veränderten sich die Verwaltungsgrenzen erneut. Unter anderem gingen Teile Boxhagens an Friedrichshain und wurden Teil der sogenannten Horst-Wessel-Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb auf geringe Änderungen der Bezirkszuschnitt bestehen. Erst mit der Gründung des Bezirkes Marzahn 1979, von dem sich 1986 dann Hellersdorf separierte, verlor Lichtenberg an Territorium. Am 1. Januar 2001 trat die Fusion mit dem erst 1984 gegründeten Bezirk Hohenschönhausen in Kraft. Die „Hochzeit“ zwischen der ehemaligen Bürgermeisterin von Hohenschönhausen, Bärbel Grygier, und Wolfram Friedersdorf, dem Bürgermeister aus Lichtenberg, war keine Liebesheirat. Aber seit dem Zusammengehen entwickelt sich aus dem ehemaligen Industriebezirk Lichtenberg und dem historisch mehr landwirtschaftlich geprägten Hohenschönhausen eine lebens- und liebenswerte Heimstatt für inzwischen fast 260.000 Einwohner*innen. Sie reicht von den Anhöhen des Barnim am Nordrand Berlins bis in das Urstromtal der Spree. Großsiedlungen wie Hohenschönhausen, der neu entstandene Fennpfuhl, Frankfurter Allee Süd und Neu Friedrichfelde (Sewanstraße) bilden das Pendant zu kleinstädtischen oder dörflichen Siedlungen wie Karlshorst, Falkenberg, Wartenberg und Malchow. Lichtenberg erhält immer mehr Zuspruch infolge der urbanen Enge von Mitte und Friedrichshain. Die Zukunft ist auf einen attraktiven und familienfreundlichen Bezirk ausgerichtet, in der hohe Wohnqualität und bezahlbare Mieten Neu-Lichtenberger*innen anziehen. 735 Jahre haben Lichtenberg zu einem attraktiven Teil der deutschen Metropole gemacht, mit einer Geschichte, wie sie interessanter kaum sein kann.