Die 660-jährige Geschichte von Hohenschönhausen

Erstmalig wurde Hohenschönhausen im Jahre 1352 erwähnt. Doch die ersten Feldsteine an der heutigen Taborkirche sind bereits um 1230 vermauert worden. Das Landbuch von Kaiser Karl IV. führt um 1375 im Ort schon 12 bis 15 Bauern, 9 Kossäten, einen Lehnschulzen, einen Pfarrer und einen Krüger (Gastwirt) auf. Als Lehnschulzendorf beherbergte es Hüfner genannte Bauern. Ihr eigenes „Bauerngut“ bearbeiteten sie weitgehend selbständig und leisteten dafür Abgaben. Die Kossäten hatten kein eigenes Land und verdingten sich beim Lehnschulzen oder bei den Bauern, später beim Gutsherrn. Für das wenige Gartenland, das sie selbst bestellten, mussten sie an den Lehnsherrn Abgaben leisten. Das Almende genannte Gemeindeland wurde von allen Bauern als Weide genutzt. Ein gut entlohnter Viehhirt bestimme, wo das Vieh der einzelnen Bauern weiden konnte. Er war eine angesehene Persönlichkeit im Dorf. Im jährlichen Wechsel wurden ein Drittel der Flächen als Weide-, zwei Drittel als Ackerland genutzt. Erst zu Beginn des 19. Jahrhundert lösten mit dem Oktoberedikt und weiteren Gesetzen modernere Bearbeitungsmethoden die Dreifelderwirtschaft ab.

Bis Ende des 15. Jahrhunderts entwickelten sich die Güter der meist adligen Lehnschulzen zu Rittergütern. Sie beanspruchten in vielen Dörfern einen großen Teil der Ackerflächen für sich. In Hohenschönhausen war es die Familie von Röbel, die mehrere Bauerngüter erworben hatte und 1536 das ganze Dorf als Lehen erhielt. 200 Jahre blieb es in deren Besitz, bis 1736 Christian Friedrich von Röbel das Gut an den Kaufmann Adam Ebersbach verkaufte. Der Dreißigjährige und der Siebenjährige Krieg dezimierten die Einwohnerzahl, mehrere Bauerngüter blieben viele Jahre unbearbeitet. Nur langsam erholte sich das Dorf von den Verwüstungen. Fast 500 Jahre blieben so die Verhältnisse im Dorf nahezu unverändert. Doch hinterließen einige der Besitzer eine historisch bedeutende Spur. Zu nennen ist hier Christian Dietrich von Röbel (1639-1723). Er war als hoher Offizier in sächsischen Diensten mit seinem Regiment 1683 bis 1688 an der Vertreibung der Osmanen aus Österreich und Ungarn beteiligt. Um 1695 sorgte er für den Neubau des Hohenschönhausener Gutshauses, das in seiner äußeren Form bis heute erhalten blieb.

Zu den bedeutenden historischen Persönlichkeiten in Hohenschönhausen zählen Friedrich und Georg Scharnweber. Friedrich Scharnweber war als Preußischer Kriegs- und Staatsrat der engste Mitarbeiter des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg. In dieser Position war er am Anfang des 19. Jahrhunderts ein bedeutender Förderer der preußischen Reformen und maßgeblich an der Erarbeitung des Regulierungs- und des Landkulturedikts von 1811 beteiligt. Sein Sohn, Georg Scharnweber, wurde mit 26 Jahren Königlicher Landrat im Kreis Niederbarnim und blieb es 50 Jahre lang. Er hat wesentlichen Anteil am Ausbau neuer Verkehrsverbindungen, an der Entwicklung der Industrie im Kreis und forcierte die Einführung moderner Technik in der Landwirtschaft in Preußen. Als Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses (1866 bis 1876) engagierte er sich für den Gesundheitsschutz, die Sozialhygiene und eine kommunale Kreisreform im Land. Er ist Ehrenbürger der Städte Bernau und Oranienburg, nach ihm sind mehrere Straßen in Berlin benannt.

Das Industriezeitalter begann mit dem Wirken von Henry Suermondt und Julius Große-Leege, brachte dem Ort die elektrische Straßenbahn (1899), die Industriebahn (1907) und einige weit bekannte Unternehmen. So schuf Paul Schmidt mit seinen Patenten für die Trockenbatterie und die Taschenlampe die Voraussetzung für die Massenproduktion der noch heute verwendeten Batterien und elektrischen Kleingeräten. 20 Jahre lang wohnte er im Gutshaus Hohenschönhausen.

Aus dem über Jahrhunderte kaum veränderten Dorf mit Gutsbezirk und Bauerngütern wurde bis 1990 ein moderner Großstadtbezirk mit fast 120.000 Einwohnern. Heute ist Hohenschönhausen ein begehrter Ortsteil des Bezirkes Lichtenberg von Berlin, der sich durch seine modernen Wohnungen, viele Grünflächen, eine gute Verkehrsanbindung, ausreichenden Handelseinrichtungen und durch familienfreundliche kommunale Einrichtungen auszeichnet.

Dr. Rolf Meyerhöfer

Förderverein Schloß Hohenschönhausen e.V.