30 Jahre Neu-Hohenschönhausen

Vorgeschichte

Hohenschönhausen hat als Dorf und Vorortgemeinde Berlins eine lange Geschichte. Das Dorf entstand mit großer Wahrscheinlichkeit im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Die Entstehung der alte Dorf- und heutige Taborkirche lässt sich auf die Mitte des gleichen Jahrhunderts zurückführen. Erstmals 1352 urkundlich erwähnt war der Ort Land- und Adelssitz von Gutherren, so der Familie von Röbel. An sie erinnert dort noch heute ein Totenschild. Im 19. Jahrhundert besaßen erst der Staatsrat Friedrich Scharnweber, dann sein Sohn, der Landrat Georg Scharnweber, das Gut. Die Einwohnerzahl der Gemeinde wuchs mit ca. 500 Bewohnern in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1920 auf etwa 6.700. Dann ging Hohenschönhausen im Verwaltungsbezirk Weißensee auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Politische Geschichte

Seine Eigenständigkeit als Verwaltungsbezirk hat Hohenschönhausen der Politik der SED zu verdanken. Der jüngste Bezirk der Hauptstadt der DDR wurde am 1. September 1985 gegründet, nachdem im Januar des gleichen Jahres ein entsprechender Beschluss im Zentralkomitee gefasst wurde. Dessen Generalsekretär hatte bereits im Februar des Vorjahres den symbolischen Grundstein an der Barther Straße gelegt. Die Stadtverordnetenversammlung von Hohenschönhausen wurde erst nachträglich, im Juni 1986, gewählt. Erster Bürgermeister war Wilfried Franke. Er und die Stadtverordneten hatten dafür zu sorgen, dass die vielen Bedürfnisse einer in kürzester Zeit um Zehntausende wachsenden Bevölkerungszahl weitgehend erfüllt wurden. Rückblickend ist ihnen diese Herausforderung unter den nicht immer einfachen Bedingungen gut gelungen. Noch heute gibt es eine enge Verbundenheit der Neubewohner von Hohenschönhausen mit ihrem Heimatbezirk. Die Ergebnisse der Wohnungsbaupolitik wurden zugleich mit großem propagandistischem Aufwand inszeniert. So übergab Erich Honecker im Oktober 1988 die dreimillionsten Wohnung seit Beginn des Wohnungsbauprogramms der DDR in der Erich-Correns-Straße (heute Vincent-van-Gogh-Straße). Diese immense Leistung - Wohnungen für ca. 10 Millionen Menschen - führte die DDR-Wirtschaft an ihre ökonomischen Grenzen. In Hohenschönhausen wurde dann gewissermaßen auch der Schlussstein des 1973 beschlossenen Wohnungsbauprogramms gesetzt. Bis 1990, so die damalige Zielstellung, sollte die Wohnungsfrage als „soziale Frage“ gelöst sein. Der von den politisch Verantwortlichen nicht mehr beeinflussbare Verlauf der Geschichte wollte es, dass, als am 5. Oktober 1989 die letzen Platten in der Passower Straße gesetzt wurden, Hohenschönhausen zwar fertig war, die DDR aber nur noch wenige Wochen existierte. Der baulich gerade vollendete Bezirk musste somit mit einem politischen Neuaufbau beginnen. Rudolf Buschko (SPD) war nach 1990 der erste Bürgermeister. Ihm folgten Brunhild Dathe (parteilos) und Bärbel Grygier (für die PDS). Ihnen und den Bezirksverordneten gelang bis zur Bezirksfusion mit Lichtenberg im Jahr 2001 die Entwicklung des Bezirks unter den neuen politischen Bedingungen. Hohenschönhausen ging seine "Ehe" mit Lichtenberg als gleichwertiger Partner ein. Auch wenn der Name in der Bezirksbezeichnung nicht ersichtlich ist und Lichtenberg noch heute nicht von allen Hohenschönhausenern als ihr Bezirk angenommen wird, entscheiden die Bezirkspolitiker im Interesse des ganzen Bezirks. Das sich in Nord-Süd Richtung über 15 km erstreckende Territorium ist von Vielfalt in Geschichte und Kultur gekennzeichnet, woran Neu-Hohenschönhausen einen unverwechselbaren Anteil hat.

Baubeginn (Archiv Museum Lichtenberg) Übergabe der 4.300 Wohnung in der Criwitzer Str. 14 an Familie Roth durch Bezirksbürgermeister Wilfried Franke (Archiv Museum Lichtenberg)

Baugeschichte

Was an städtebaulichem Substanz entstanden und zu verwalten war hatte dabei erhebliche Dimensionen. Fast 30 000 Wohnungen waren von 1983 an in Neu-Hohenschönhausen erbaut worden. So entstanden in Hohenschönhausen Nord, entlang der Falkenberger Chaussee, Wohnungen für ca. 90.000 Bewohner. Zwischen der Wartenberger und Falkenberger Straße wurde bereits zwischen 1972 bis 1975 gebaut, entlang der Landsberger Allee wuchsen die Neubauten bis 1978, ab 1984 auch in der Umgebung des Dorfkerns. Die Gesamteinwohnerzahl des damaligen Stadtbezirkes Hohenschönhausen betrug 1990 etwa 120.000 Einwohner. Die Grenzen des neuen Bezirks reichten über das Ursprungsterritorium der Stadt Berlin hinaus. Mögliche Einwände seitens der Alliierten waren ausgeblieben, der Protest aus West-Berlin blieb unbeachtet.

Die Wohnviertel wurden in industrieller Bauweise und mit erstaunlicher Geschwindigkeit sprichwörtlich aus dem Boden gestampft. In Hohenschönhausen fuhren Bauarbeiter und Sozialistische Kollektive Höchstleistungsschichten, in denen an einem Tag 60 Platten gesetzt wurden. Durchschnittlich 20 Wohnungen konnten in der Hauptbauphase täglich an Neubewohner übergeben werden. Häuser und Wohnungen entstanden im Takt des Mehrschichtsystems. Baubetriebe aus den Bezirken der DDR führten einen großen Teil der Arbeiten aus. Straßennamen verweisen noch heute auf die Herkunft der Erbauer. Etliche von Ihnen blieben nach Abschluss der Arbeiten im Bezirk. Sie hatten Familien gegründet oder auf anderen Baustellen der Hauptstadt Arbeit gefunden. Neu-Hohenschönhausener waren darum zum Teil auch Neu-Berliner, zu denen u. a. auch zugezogene Akademiker und Techniker zählten. Wie in anderen neu errichteten Siedlungen wohnten Arbeiter und die Vertreter der„ sozialistischen Eliten“ in unmittelbarer Nachbarschaft. Soziale Unterschiede kamen so nicht auf. Nicht nur die Ausstattung der Häuser mit Fernwärme, Bädern und Aufzügen machte die Neubauten zur bevorzugten Alternative gegenüber den beengten und verfallenden Altbauquartieren Berlins. Auch die Berücksichtigung der früheren Erfahrungen, rechtzeitig für die entsprechende Verkehrs- und Infrastruktur zu sorgen, machte das Wohnen in Neu-Hohenschönhausen attraktiv. Noch vor dem regulären Baubeginn gab es einen S-Bahnanschluss, Straßenbahn- und Busverbindungen in das Zentrum der DDR-Hauptstadt.

Auch heute ist diese schnelle Anbindung an das Leben der Hauptstadt ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Das bestimmt gewiss auch heute noch die bei den Bewohnern die festzustellende hohe Zufriedenheit mit ihren Wohn- und Lebensverhältnissen. Nicht alle Pläne konnten jedoch bis 1989 verwirklicht werden. Ein Rathaus wurde nicht errichtet, ebenso wenig ein Kulturzentrum mit Kino. Die Versorgungslage der Bewohner entspannte sich erst mit der Errichtung eines großen HO-Handelshauses, an das auch eine Post und eine Bibliothek angegliedert waren. Der Bau des namhaften Architekten Wolf-Rüdiger Eisentraut und anderer wich später dem heutigen Lindencenter. Ein Schmuckstück war vielen das Zentrum am Mühlengrund. Hier eröffnete 1986 die erste Kaufhalle des Großbezirkes. Künstlerisches Wahrzeichen war der vom Metallgestalter Achim Kühn entworfenen und ausgeführte Mühlengrundbrunnen. Seine Wiederherstellung steht bevor.
Schulen gab es im Großbezirk genug, ebenso Kindergärten. Die Hohenschönhausener Bevölkerung bestand vor allem aus jungen Familien und hatte ein geringes Durchschnittalter. Auch Studenten sollten den Bezirk beleben. Das Institut für Lehrerbildung - aus Köpenick hier her verlagert, wurde aber schon zwei Jahre nach seiner vollständigen Inbetriebnahme wieder geschlossen und abgerissen. Statt eines Kulturzentrums entstand nach 1990 ein Großkino, Wohnort nahe Schulen wurden durch Schulgroßkomplexe ersetzt. Die große Industrie verschwand mit dem Werk für Optoelektronik, stattdessen errichtete die Coca Cola AG an der Hohenschönhausener Straße eine Großabfüllanlage.

Tierheim aus der Vogelperspektive (Pressestelle BA Lichtenberg)

Neu erreichtet und viel beachtet ist das Tierheim am Hausvaterweg. Es gilt als das größte und modernste Europas. Nach 1990 haben Sanierungsmaßnahmen der Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften die Gebäudesubstanz zusätzlich aufgewertet. Die äußerst niedrige Leerstandsrate zeigt: Hohenschönhausen ist auch heute noch ein begehrter und attraktiver Wohnort.

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