Der 1937 in Karlsruhe geborene, in der DDR u.a. bei Lea Grundig ausgebildete und arbeitende Grafiker Jürgen Wittdorf wurde Anfang der Sechzigerjahre vor allem durch Buchillustrationen und großformatigen Holz- und Linolschnitte bekannt.
1961 wurde der Zyklus Für die Jugend erstmals gezeigt, in dem Jürgen Wittdorf die neu aufkommende Jugendkultur und ein neues, selbstbewusstes Lebensgefühl künstlerisch darstellte.
Abgebildet sind Jugendliche, deren Auftreten sich den Moralvorstellungen der Eltern- und Großelterngeneration der Ulbricht-, aber auch Adenauerära widersetzte. Offiziell wurde die „Unkultur der Halbstarken“ ebenso abgelehnt, wie zuvor in den Zwanzigerjahren die freien Lebensmodelle der Weimarer Zeit. Eine Sensation war die Frontaldarstellung eines männlichen Aktes – zu verstehen als ein künstlerisches Eingeständnis der eigenen Homosexualität des Grafikers.
Bei den Kulturfunktionären der DDR brachte ihm der Zyklus den Vorwurf der Verwestlichung ein. Doch die Resonanz bei der Jugend ließ die Kritik verstummen.
Das Museum Lichtenberg zeigt Jürgen Wittdorfs Schlüsselwerk Für die Jugend vom 25. Juli bis 23. August 2013.
Ausstellungseröffnung. 24. Juli 2013