Sonntag, 13. April – Freitag, 16. Mai 2008
Auswahl und Gestaltung: Jürgen Kaulfuß
Ausstellungseröffnung 13.4., 11 Uhr: mit Hoffest, Laierkasten-Kultur und Kiezführung.
Laudatio: Matthias Flügge.
Indem „Pinselheinrich“, wie man Heinrich Zille nachrief, mit dem Zeichenstift die „Kinder der Straße“ beobachtete – den so genannten „fünften Stand“, der abseits aller großstädtischen Pracht zu überleben versuchte - lenkte er öffentliche Aufmerksamkeit auf eine Welt, die unter dem Kürzel „Milljöh“ bekannt wurde. Heinrich Zille bezog seine Popularität bereits zu Lebzeiten nicht zuletzt aus seiner Art von Weltbetrachtung. Hauptsächlich in den „Lustigen Blättern“ veröffentlicht, ließen seine Arbeiten den „Berliner Witz“ in Form von Selbstbehauptung trefflich zu tage treten. Ihn jedoch deshalb einen „Witzzeichner“ zu nennen, hieße sein Lebenswerk misszuverstehen. In diesem Zusammenhang stellte vor fast 60 Jahren, der Kunst- und Architekturkritiker Adolf Behne fest, dass der „wahre Heinrich Zille erst noch entdeckt werden (wird)“ und veröffentlichte als Beweis Studien, die der großen Öffentlichkeit bisher verborgen geblieben waren. Diese Studien und Skizzen, die Heinrich Zille als Vorarbeiten für seine ausgeführten Zeichnungen nutzte zeigen, wie sicher er mit seinen Strichen das Charakteristische einer Person oder einer Situation festzuhalten vermochte.
Anlässlich dieses Jubiläums zeigt das Museum Lichtenberg im Stadthaus, ca. 70 Reproduktionen, unter denen sich eine Anzahl jener Studien befindet, auf die A. Behne aufmerksam gemacht hat.Sie werden ergänzt durch eine Auswahl Arbeiten zum Motivkreis „Mütter und Kinder“, die aus Büchern stammen, die Heinrich Zille in den 20-iger Jahren in den „Berliner Geschichten und Bildern“ zusammen fasste und im Carl Reissner Verlag, Dresden publizierte.
Indem die Größenverhältnisse bei der Reproduktion ca. im A4-Format einander angeglichen wurden,haben die Besucher die Möglichkeit Unbekanntes zu entdecken und Einzelheiten besser wahrzunehmen – kurzum: Heinrich Zilles künstlerische Handschrift sozusagen unter der „Lupe“ zu betrachten.
Anmerkung: In der unmittelbaren Nähe des Museums, dass sich in der so genannten Victoriastadt befindet, lebte H.Z. von 1878 bis 1892 mit seiner Familie, ehe er sich in Charlottenburg niederließ, um näher an seinem Arbeitsort, den Werkstätten der„Photographischen Gesellschaft“ zu sein.
Jürgen Kaulfuß